Mit dem Rauswurf des HSH-Nordbank-Chefs Dirk Jens
Nonnenmacher hat die Politik nach Ansicht des ehemaligen
Wirtschaftsministers von Schleswig-Holstein, Werner Marnette (CDU),
viel zu lange gewartet. Das sagt der Ex-Minister in einem vorab
aufgezeichneten Interview der WDR 5-Wirtschaftssendung „Profit“
(heute, 18.05-18.30 Uhr). Marnette war im Streit über den Umgang der
schleswig-holsteinischen Landesregierung mit den Schwierigkeiten der
HSH-Nordbank im Mai 2009 von seinem Ministeramt zurückgetreten. Er
sei fest davon überzeugt, dass genügend Gründe vorlägen, die eine
fristlose Kündigung Nonnenmachers ohne Abfindung gerechtfertigt
hätten, sagte Marnette jetzt dem WDR. So trügen zum Beispiel die
ominösen Omega-Geschäfte der HSH-Nordbank Nonnenmachers Unterschrift.
„Es ist gut, dass er jetzt raus ist“, so Marnette.
Allerdings liege ein großer Teil der Verantwortung auch bei der
Politik. Die Regierungen von Hamburg und Schleswig-Holstein hätten
den Börsengang der Bank betrieben und die Konzentration auf das
risikoreiche, internationale Geschäft. Das Desaster sei überwiegend
politisch verursacht worden, „auch wenn sich mancher Politiker
mittlerweile vom Acker gemacht hat“, meinte Marnette. Wegen dieser
Mitverantwortung hätten die beiden Landesregierungen so lange an
Nonnenmacher festgehalten.
Marnette nennt den ehemaligen Hamburger Finanzsenator, Michael
Freytag (CDU) und den ehemaligen Ersten Bürgermeister von Hamburg,
Ole von Beust (CDU). Freytag habe kürzlich die HSH-Nordbank noch als
im Kern gesund bezeichnet. Von Beust hatte im
HSH-Untersuchungsausschuss ausgesagt, er habe Anfang 2008 nichts von
der Schieflage der Bank gewusst. Marnette dazu: „Das sind all die
Mätzchen, die wir ja kennen, dann kann man sich auf einmal nicht mehr
erinnern. Hier muss offenbar etwas nachgeholfen werden mit
belastbaren und verfügbaren Unterlagen“. Da auch Nonnenmacher die
wahren Zusammenhänge kenne, drohe nun eine Schlammschlacht.
Von dem Nachfolger Nonnenmachers müsse man nun erwarten, was die
Politik bislang verhindert habe – „dass ein neutraler, objektiv
arbeitender Mensch in diese Bank habe hineinschauen können“, so
Marnette.
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