junge Welt: junge Welt: Weiteres Erscheinen akut gefährdet

Das weitere Erscheinen der überregionalen
Tageszeitung junge Welt ist nicht mehr gesichert. Mit einem Offenen
Brief an ihre Leserinnen und Leser schildern die Mitarbeitenden der
Zeitung in der Samstagausgabe der Zeitung (jW vom 6.10.12) die Lage.
Danach hat sich allein in diesem Jahr bis August ein Fehlbetrag von
über 100.000 Euro angesammelt. Der Verlust wäre deutlich höher, wenn
die Mitarbeitenden nicht schon seit Jahren auf eine angemessene
Bezahlung verzichten würden. Schwierigkeiten bereiten Verlag und
Redaktion auch juristische „Angriffe von staatlichen Stellen,
Einzelpersonen und politischen Organisationen“, wie es in dem
Schreiben heißt. Mittel für notwendige Investitionen stünden nicht
mehr zur Verfügung. „Sparmaßnahmen sind nicht möglich, ohne die
journalistische Qualität zu beeinträchtigen und kommen deshalb nicht
in Frage“, erklärte Chefredakteur Arnold Schölzel. „Die Zeitung ist
nur noch zu retten, wenn ausreichend zusätzliche Abonnenten gefunden
werden können. Dazu müßte allerdings in den nächsten 10 Wochen
einiges bewegt werden“, teilte jW-Geschäftsführer Dietmar Koschmieder
am Freitag in Berlin mit.

Die Tageszeitung junge Welt wurde 1947 gegründet, war Zentralorgan
der FDJ (Freie Deutsche Jugend) und auflagenstärkste Tageszeitung der
DDR. Nachdem die Zeitung 1995 eingestellt wurde, organisierte kurz
darauf ein Teil der Redaktion die weitere Herausgabe der Zeitung, bis
diese Funktion 1998 der neue Mehrheitseigentümer des Verlages, die
Genossenschaft LPG junge Welt eG, übernahm. Keiner Partei oder
Organisation gehörend, versteht sich die Zeitung als einzige
unabhängige linke, marxistische Tageszeitung in Deutschland und wird
deshalb alljährlich vom Bundesamt für Verfassungsschutz in dessen
Bericht mit einer täglichen Auflage von 17.000 Exemplaren als „das
bedeutendste Printmedium“ der radikalen Linken in Deutschland
bezeichnet. Aufsehen erregt die Zeitung auch mit ihrer jährlich im
Januar stattfindenden Interntionalen Rosa-Luxemburg-Konferenz und mit
Veranstaltungen in der eigenen Ladengalerie. Im September 2012
erklärte sie der Deutsche Journalistenverband (DJV) als Sieger einer
bundesweiten Erhebung zur journalistischen Sorgfalt in der Bildarbeit
unter 122 regionalen und überregionalen Tageszeitungen. Ausgezeichnet
für ihre Berichterstattung wurde junge Welt unter anderem von der
Erich-Mühsam-Gesellschaft in Lübeck und vom Bundesverband
Christlicher Demokraten gegen Atomkraft.

Weitere Informationen:

– Offener Brief der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der
Tageszeitung junge Welt an ihre Leserinnen und Leser auf Anfrage
– Chefredakteur Arnold Schölzel und Geschäftsführer Dietmar
Koschmieder sind für Nachfragen erreichbar

Pressekontakt:
junge Welt
Redaktionssekretariat
Telefon: 030 / 53 63 55-0
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