KI kann alles, außer Persönlichkeit oder warum Perfektion heute nicht mehr überzeugt

KI kann alles, außer Persönlichkeit oder warum Perfektion heute nicht mehr überzeugt
Perfekt trainierte Avatare können alles – nur eines nicht: Menschlichkeit. (© WAHLUNIVERSUM® / Jessica Wahl )
 

Als Laura Stein, HR-Strategin in einem internationalen Unternehmen, an diesem Morgen ihre Wohnung verließ, hatte sie allen Grund, selbstbewusst zu sein. Drei Jahre lang hatte sie einen komplexen Transformationsprozess begleitet. Nun war das Projekt für einen renommierten Branchenpreis nominiert.

Um sich gegen drei weitere Kandidat:innen durchzusetzen, sollte Laura ihr Projekt vor einer Fachjury präsentieren. Sie hatte geprobt, gefeilt, verdichtet. Inhalte klar strukturiert, Übergänge sauber, Timing präzise. Ihr Auftritt wirkte rund – fast wie aus dem Lehrbuch. Oder wie aus einer KI.

Der Vortrag lief reibungslos. Laura sprach präzise, setzte ihre Folien souverän ein. Und doch blieb der Raum kühl. Die Jury hörte zu, blieb auf Distanz. Am Ende war klar: Es würde nicht ihr Preis werden.

Reflektiert genug, um das Problem zu erkennen, wandte sich Laura an Jessica Wahl – Expertin für Kommunikation, Rhetorik und Präsentationscoaching. Wahl arbeitet seit Jahren mit Führungskräften, die fachlich exzellent sind, aber nicht die Wirkung erzielen, die ihnen eigentlich zusteht. Ihr Anspruch: Klient:innen sollen nicht nur überzeugen, sondern unverwechselbar in Erinnerung bleiben.

Das Ergebnis der Analyse war eindeutig: Laura war überzeugend. Kompetent. Professionell. Doch genau darin lag das Problem. Ihr Auftritt war fehlerfrei – aber glatt. Es fehlte das Persönliche, an dem Menschen hängen bleiben.

Wirkung entsteht nicht aus Perfektion. In einer Zeit, in der KI Präsentationen, Stimmen und Auftritte optimiert, verschiebt sich das Bewertungsraster. Menschen spüren, ob etwas lebt – oder nur funktioniert.

Jessica Wahl lenkte den Fokus weg von äußerer Optimierung hin zur inneren Haltung. Weg von der Frage, wie jemand auftritt, hin zu der Frage, wofür er oder sie steht.

Im Coaching ging es nicht darum, mehr zu leisten, sondern weniger zu glätten. Laura entwickelte einen neuen Einstieg: selbstironisch, pointiert, persönlich. Kein Skript. Ein Angebot an den Raum.

Ein prägender Teil der Arbeit ist Wahls Trainingsumfeld: ein großes, lichtdurchflutetes Kirchenschiff, in dem Stimme, Präsenz und Wirkung körperlich erfahrbar werden – mit Raum, Resonanz und bewusster Unperfektion.

Nach fünf intensiven Coachings war Lauras Stil neu kalibriert. Weniger glatt. Mehr sie selbst.

Diese Verschiebung ist kein Einzelfall, sondern Symptom eines größeren Wandels. Während KI immer perfekter wird, wächst die Sehnsucht nach dem Echten. Menschen bewerten Auftritte als glaubwürdiger, wenn sie menschliche Imperfektionen enthalten. Genau dort entsteht Vertrauen.

Die perfekte Performance ist jederzeit reproduzierbar – von Maschinen, Avataren, Algorithmen. Persönlichkeit wird zum entscheidenden Unterscheidungsmerkmal.

Der nächste Wettbewerb bestätigte den Ansatz. Laura trat persönlicher auf, die Jury hörte zu – und verlieh ihr den Preis.

„Viele Menschen verwechseln Wirkung mit Perfektion“, sagt Jessica Wahl. „Was im Gedächtnis bleibt, ist nicht der fehlerfreie Auftritt, sondern der Mensch dahinter.“

Gerade in einer Zeit perfekter Maschinen braucht es den Mut, erkennbar menschlich zu sein.