Der Chef der Gewerkschaft Verdi, Frank Bsirkse, hält 
den eingeschlagenen Sparkurs für die „große Fehlleistung der großen 
Koalition“. „Der Investitionsstau insgesamt summiert sich auf 
dreistellige Milliardenbeträge“, sagte Bsirkse dem „Kölner 
Stadt-Anzeiger“ (Montag-Ausgabe). „In einer Negativzins-Phase, in der
man mit der Aufnahme von Krediten und Staatsanleihen nicht nur Geld 
bekommt, sondern daran sogar noch verdient, ist die Schwarze Null als
„das“ Erfolgskriterium der eigenen Finanzpolitik nicht nur 
ökonomischer Irrsinn, sondern auch denkbar unsozial“, fügte er hinzu.
Mit kluger Finanzpolitik habe das nichts zu tun. Um etwa in der 
Bildung auf das Niveau der skandinavischen Länder zu kommen, „müsste 
Deutschland annähernd 40 Milliarden Euro jährlich mehr ausgeben“. Der
Gewerkschaftschef verlangte auch eine Kehrtwende in der 
Rentenpolitik. Um künftig Altersarmut zu vermeiden seien „eine 
deutliche Erhöhung des Bundeszuschusses in die Rentenkasse“ sowie ein
Anhebung des Beitragssatzes von derzeit 18,7 auf bis zu 25 Prozent 
bis 2040 erforderlich. Paritätisch finanziert käme das die 
Arbeitnehmer „nicht teurer als die heutigen Beitragssätze zuzüglich 
der privaten Vorsorge“. Bsirkse warnte, die gesetzliche 
Rentenversicherung stehe vor einem großen Legitimationsproblem, „weil
ein Arbeitnehmer selbst bei einem Durchschnittseinkommen nach 40 
Jahren Beiträgen nur unwesentlich mehr Rente erhält als derjenige, 
der nie auch nur einen Cent in die Rentenkasse gezahlt hat“. Bsirske 
erhob auch schwere Vorwürfe gegen Amazon. Der Versandhändler erfasse 
mit einem Scanner am Handgelenk jede Bewegung seiner Beschäftigten 
und erstelle  „systematische Ineffektivitätsprotokolle“. Ein 
Mitarbeiter sei wegen „zweimaliger Inaktivität innerhalb von fünf 
Minuten“ abgemahnt worden. „Das ist eine neue Dimension der 
Überwachung“, rügte der Verdi-Vorsitzende.
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