Kölner Stadt-Anzeiger: Ditib organisiert Jugend-Reise mit Besuch bei „Heerführer“ Erdogan

Eine Türkei-Rundreise der Türkisch-Islamischen Union
Ditib für junge Erwachsene ruft Kritiker des Islam-Verbands auf den
Plan. Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Montag-Ausgabe) berichtet,
findet die Reise in den NRW-Osterferien vom 24. bis 31. März, für die
in Ditib-Moscheegemeinden geworben wird, ihr „Finale“ laut Programm
in Ankara mit einem Besuch im Präsidentenpalast bei „unserem
obersten Heerführer“ (Baskomutan), Staatspräsident Recep Tayyip
Erdogan. Der frühere Grünen-Abgeordnete Volker Beck, Lehrbeauftragter
am „Centrum für Religionswissenschaftliche Studien“ (Ceres) der
Ruhr-Universität Bochum, sprach von „nationalistischer
Staatspropaganda der Ditib“, vor der die deutsche Politik nicht
länger die Augen verschließen dürfe. „Die Ditib agiert immer
deutlicher wie ein trojanisches Pferd. Außen Religion, innen der
türkische Staat und Erdogan“, sagte Beck dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Die geplante Reise wird für Studenten zu einem Gesamtpreis von 399
Euro angeboten, regulär kostet sie 885 Euro und führt unter anderem
auch nach Canakkale, Schauplatz einer siegreichen Schlacht der
Osmanen gegen Briten und Franzosen im Jahr 1915. Die Tour ist Teil
des „Projekts Jugendbrücke“, dem Kritiker die politische und
ideologische Indoktrinierung von Jugendlichen vorwerfen. Dafür würden
die Strukturen der Ditib instrumentalisiert. Der Organisator der
Reise, Abdullah Ates, der nach eigenen Angaben im Auftrag der Kölner
Ditib-Zentrale tätig ist, lehnte auf Anfrage der Zeitung eine
Stellungnahme ab und verwies auf die Verbandszentrale. Diese ließ
eine Bitte um Stellungnahme am Sonntag unbeantwortet. „Jugendliche
und junge Erwachsene unter dem Deckmantel der Religion auf den
„Heerführer“ in Zeiten des völkerrechtswidrigen Kriegs gegen die
Kurden auszurichten, ist nur ein weiterer Mosaikstein“ im Agieren
der Ditib, sagte Beck. Zum Gesamtbild gehöre auch der Vortrag der
„Fetih-Sure“ in Ditib-Moscheen. Mit diesem „Der Sieg“ betitelten
Koranabschnitt hatte die der Ditib vorgesetzte türkische
Religionsbehörde Diyanet im Januar zum Gebet für einen Erfolg der
türkischen Militäroffensive gegen die Kurden aufgerufen. Beck
kritisierte überdies die Verbreitung von Kriegsvideos durch
Ditib-Moscheen in den sozialen Netzwerken. Er forderte, die
Kooperation des deutschen Staats und seiner Institutionen mit der
Ditib auf den Prüfstand zu stellen. Das Land Hessen müsse seine
Anerkennung der Ditib als Religionsgemeinschaft zurücknehmen und
„endlich seine Geheimgutachten hierzu veröffentlichen.“

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