Das Erzbistum Köln hat sein Vorgehen im Fall des mit
Missbrauchsvorwürfen konfrontierten Erftstädter Pfarrer Winfried
Jansen (73) verteidigt. „Aufgrund der aktuellen Sachlage gab es
keinen Spielraum“, heißt es in einem Brief des Bistums, der dem
„Kölner Stadt-Anzeiger“ (Samstag-Ausgabe) vorliegt. Wie
Bistumssprecher Christoph Heckeley auf Anfrage bestätigte, ist das
fünfseitige Schreiben an diejenigen gerichtet, die sich mit Kritik
und Fragen an das Erzbistum gewandt hatten. Nachdem der Beschuldigte
sexuelle Grenzverletzungen zugegeben hatte, seien sowohl die
Veröffentlichung der Vorwürfe als auch die Namensnennung sowie die
sofortige vollständige Entpflichtung vom priesterlichen Dienst für
die Dauer des Verfahrens notwendig gewesen. „Eine Entpflichtung als
dienstrechtliche Konsequenz eines bestätigten Verdachts steht auch
nicht im Widerspruch zur Unschuldsvermutung“, so der Brief. „Es ist
zudem weder zumutbar noch vorstellbar, einen Priester in einer
solchen Situation weiter in seinem Amt tätig sein zu lassen.“ Auf die
Frage, ob man nicht „barmherziger“ hätte vorgehen können, entgegnet
der Brief, dies sei „ein ungeeigneter Maßstab“, denn Barmherzigkeit
„bedeutet nicht, über mögliches – und eingestandenes! – Fehlverhalten
einfach hinwegzusehen. In scharfer Form wies das Erzbistum
Verdächtigungen zurück, in Wirklichkeit die Kirche habe Jansen als
„aufsässigen“ Geistlichen loswerden wollen. Dies beinhalte den
Vorwurf, die Verantwortlichen im Erzbistum Köln „würden Rufmord und
sogar existenzielle Schädigung eines Menschen in Kauf nehmen, um ihn
zu disziplinieren. Ein solcher Vorwurf ist schlechterdings absurd.“
Der von Jansen im kirchlichen Verfahren als Vertrauensmann benannte
pensionierte Oberstaatsanwalt Rainer Wolf betonte, dass Jansen die
ihm zur Last gelegten Übergriffe inzwischen eingeräumt habe. Dass es
sich um gravierendes Fehlverhalten von „eindeutig sexueller Art“
gehandelt habe, „daran beißt die Maus keinen Faden ab“, sagte Wolf
dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
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