Kölner Stadt-Anzeiger: Norbert Blüm wird 75 – „Ich erwarte keine Gratulanten“ Zum Geburtstag eine Vorlesung über katholische Soziallehre

Der frühere Bundesarbeitsminister Norbert Blüm
rechnet angesichts seines 75. Geburtstages nicht mit einem Anruf von
Bundeskanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel. „Ich rechne mit gar
nichts“, sagte er dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Mittwoch-Ausgabe).
„Ich brauch“s auch net. So wichtig bin ich ja net. Es gibt für eine
Kanzlerin Wichtigeres, als mir zu gratulieren.“ Zu seinem Verhältnis
zu Altkanzler Helmut Kohl, das seit der CDU-Spendenaffäre getrübt
ist, erklärte Blüm: „Ich halte Helmut Kohl nach wie vor für einen
großen Staatsmann. Aber ich kann nicht sagen, dass sein Verhalten mit
den Spendern richtig wäre. Was falsch ist, ist falsch. Da kann ich
nicht die Augen davor zumachen. Da gibt“s auch keinen Kompromiss. Das
Gesetz sagt klar, was zu machen ist – nämlich die Spendernamen zu
nennen.“ Der Bruch mit Kohl gehöre für ihn „zu den schmerzlichen
Erfahrungen. Die kann ich allerdings nicht ausradieren.“ Er fügte im
Übrigen hinzu: „Ich habe mehr Freunde auf dem Friedhof als vor dem
Friedhof.“ Zu Letzteren zählten der ehemalige CDU-Generalsekretär
Heiner Geißler und der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer
(CSU). „Das ist die alte Truppe, die noch am Leben ist.“ Seehofer sei
„immer noch ein Mann, der Sinn für Proportionen des Sozialstaates
hat. Der Sozialstaat ist nichts für Luftikusse.“ Blüm begeht seinen
Geburtstag mit einer Vorlesung an der RWTH Aachen über die
katholische Soziallehre.

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