Kommentar / Die Coronakrise wird zur Vertrauenskrise = Von Arne Lieb

Das Düsseldorfer Gesundheitsamt hätte keine Bedenken gehabt,
wenn der Betrieb in einer Gesamtschule weiterläuft, obwohl eine Lehrerin mit dem
Coronavirus infiziert ist. Der Unterricht fällt am Freitag trotzdem aus. Denn
als die Nachricht bekannt wurde, haben sich so viele Lehrer krank gemeldet, dass
die Schüler nun zu Hause lernen müssen. Der Fall zeigt, dass die Coronakrise
längst auch zur Vertrauenskrise der staatlichen Institutionen geworden ist.
Viele Menschen sind verunsichert, was die richtigen Entscheidungen für sich und
auch für ihre Kinder sind. Die Behörden müssen sich daher nicht nur um die
medizinischen Fragen kümmern, die durch das vermehrte Auftreten des Erregers
aufkommen. Sie müssen darauf reagieren, dass die Besorgnis angesichts immer
neuer Schreckensmeldungen aus aller Welt groß geworden ist.

Die widersprüchlichen Maßgaben in den Städten und Kreisen in NRW erweisen sich
dabei zunehmend als Hindernis. Düsseldorf zum Beispiel entschied sich nicht nur
gegen die Schulschließung, sondern auch gegen eine grundsätzliche Absage von
Großveranstaltungen. Der Kreis Kleve hingegen empfahl am Donnerstag, alle
Großveranstaltungen vorerst zu streichen. Generell sei die Ansteckungsgefahr
höher, wenn viele Menschen zusammenkommen. Solche gegenläufigen Empfehlungen
steigern sicher nicht die Zuversicht, dass die Behörden die Lage im Griff haben.

Die Lösung kann nur ein beherzteres Einschreiten der Landesregierung sein.
Natürlich muss für Hotspots wie dem Kreis Heinsberg nicht dasselbe gelten wie
für weniger betroffene Regionen. Die Kommunen brauchen aber einheitliche
Vorgaben, wie sie auf bestimmte Lagen reagieren sollen. Und NRW braucht im
Umgang mit dem Virus nicht nur medizinisches Know-how, sondern auch mehr Ruhe
und Besonnenheit.

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