Sicherlich ist es gut, dass der Staat etwas gegen die 
zunehmende Spielsucht unternehmen will. Und das muss er auch. Allerdings 
schüttet der Entwurf des neuen Glücksspielstaatsvertrages das Kind mit dem Bade 
aus und stellt Millionen von Gelegenheitsspielern unter Generalverdacht. Schon 
wer – wie Hunderttausende jedes Wochenende – drei bis fünf Euro auf das Spiel 
seiner Lieblingsmannschaft beim Fußball setzt, soll künftig vom Staat erfasst 
werden und das gebündelt in einer gewaltigen Überwachungsbehörde, die das 
komplette Wettverhalten jedes Spielers speichert. Bereits bei erstmaliger 
Registrierung bei einem Wettanbieter soll die staatliche Erfassung greifen. Der 
Entwurf ist auch als Angriff auf die privaten Wettanbieter zu verstehen. Der 
Staat will offenbar endlich ein großes Stück vom Milliarden-Kuchen abhaben, den 
sich die Privaten seit Jahren untereinander aufteilen. Allein der Branchenprimus
Tipico verbucht an einem Bundesliga-Samstagnachmittag in der Spitze rund 500 
Transaktionen – pro Sekunde. Dagegen sind staatliche Wettmöglichkeiten wie 
Oddset bei Zockern schon wegen der schlechten Quoten unbeliebt und spielen daher
aktuell noch keine Rolle. Werden die Pläne umgesetzt – und danach sieht es aus 
-, werden viele Spieler ihr Wettverhalten ändern. Schließlich dürfte kaum jemand
wollen, dass der Staat weiß, auf was man sein Geld setzt und wie viel. Aber 
vermutlich wird sich das Wettverhalten nicht so ändern, wie es sich der Staat 
wünscht. Das Internet bietet zu viele andere Möglichkeiten, um seine Wetten 
problemlos fernab staatlicher Kontrolle zu platzieren. Dabei handelt es sich 
mitunter um dubiose Wettanbieter, die in Fernost sitzen. Statt diese 
unfreiwillig zu stärken, sollten die Länder vielmehr mit den hiesigen Anbietern 
zusammenarbeiten und nicht auf Konfrontationskurs gehen.
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