Die Aufregung um die ICE-Fahrt von Greta Thunberg zeigt das ganze
Elend der deutschen Klimadebatte auf. Der Twitter-Tweet vom überfüllten Zug ist
ein Beleg dafür, dass hierzulande noch nie so viele Bürger mit der relativ
umweltfreundlichen Bahn unterwegs waren, doch das Unternehmen und sein
Eigentümer, der Bund, mit der fürs Klima erfreulichen Entwicklung völlig
überfordert sind. Doch die Bahn will über solche Probleme nicht nachdenken und
weist wieder mal auf den vermeintlichen Einsatz von 100 Prozent Ökostrom hin,
was leider nur Greenwashing ist. Und auch die am Montag nachgereichte
Ankündigung einer Milliardenbestellung für neue Fernzüge ist eher peinlich –
frühestens in einem halben Jahrzehnt könnte es damit losgehen.
Allerdings: Die Bahn wird seit vielen Jahren von der Politik ausgebremst – trotz
Milliardenmitteln für die Erneuerung der Schiene, die nun endlich fließen. Und
wenn Bund und Länder jetzt großspurig die Senkung der Mehrwertsteuer auf
Bahnfahrten anpreisen, so ändert dies nichts daran, dass die Schiene im
Wettbewerb mit dem Flug-, Auto- und Fernbusverkehr weiter massiv benachteiligt
wird. Diese Privilegien zu streichen oder gar den Steuerspieß umzudrehen, wäre
das Gebot der Stunde. Genauso wie der Ausbau der Bahn in der Fläche jenseits der
ICE-Rennstrecken.
Den Tweet von Greta könnten Bahn und Regierung als Ansporn ansehen. Doch beide
betreiben lieber Marketing und simulieren Klimaschutzanstrengungen.
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