Konjunkturexperte Dullien fordert milliardenschweres Investitionsprogramm

Angesichts der derzeitigen Konjunkturflaute fordert der Ökonom
Sebastian Dullien milliardenschwere staatliche Ausgaben für Investitionen. „Es
braucht ein langfristiges Investitionsprogramm, damit die Konjunktur dauerhaft
stabilisiert und die Wirtschaft beim Strukturwandel unterstützt wird“, sagte der
Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung der
gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung im Interview mit der Tageszeitung
„neues deutschland“ (Dienstagausgabe). Auch müssten die Möglichkeiten für
Kurzarbeit ausgeweitet werden, weil dies in einigen Branchen notwendig sein
werde.

Allein für die Auflösung des Sanierungsstaus in den Städten und Gemeinden sind
Dullien zufolge rund 138 Milliarden Euro nötig. „120 Milliarden Euro
veranschlagen wir für den Ausbau von Verkehrswegen und digitaler Infrastruktur.
109 Milliarden Euro sollten in eine bessere Bildung fließen – etwa in den Ausbau
der frühkindlichen Bildung und in Ganztagsschulen“, so der Konjunkturexperte.

Laut Dullien werden der anstehende Brexit und die Handelskonflikte zwischen der
EU und USA auch 2020 auf die Stimmung drücken. „Die schwelenden Konflikte sorgen
auch ohne eine weitere Eskalation schon für große Unsicherheit und werden
deshalb weiter die Wirtschaft belasten“, so Dullien. Gleichzeitig wird ihm
zufolge entscheidend sein, wie die Industrie den anstehenden Strukturwandel
meistert. „Insbesondere die Dekarbonisierung, also die Energiewende weg von
fossilen hin zu erneuerbaren Energieträgern, wird eine wichtige Rolle spielen“,
erklärt der Forscher. Aber auch die damit zusammenhängenden
Nachfrageverschiebungen im Automobilsektor und die Veränderungen in der
Antriebstechnologie würden von Bedeutung sein.

Dulliens Institut geht von einem Wirtschaftswachstum von 0,5 für 2019 und 0,8
Prozent für 2020 aus. „2020 hat mehr Arbeitstage als 2019. Wenn man diesen
Effekt herausrechnet, bleibt das Wirtschaftswachstum ungefähr auf dem gleichen
Niveau wie dieses Jahr“, so Dullien.

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