
Graz, 27. Juni 2025 – Der Boden brennt. Ein Amoklauf erschüttert Graz. Ein 15-jähriger Schüler wird an einer HTL über Monate gequält und gedemütigt. Die Zahl der Messerattacken erreicht im Jahr 2024 einen traurigen Höchststand – sieben pro Tag.
Währenddessen diskutiert die Politik über Altersgrenzen für Schrotflinten.
Was sich hier zeigt, ist kein Bündel tragischer Einzelfälle. Es ist ein systemischer Spiegel. Eine kulturelle Krise, deren Symptome nicht mehr zu übersehen sind.
Symptome bekämpfen – Ursachen ignorieren
Der Fokus auf strengere Gesetze erzeugt politische Bewegung, aber keine menschliche Veränderung. Die geplanten Waffenrechtsänderungen mögen gut gemeint sein – bleiben jedoch wirkungslos
Gleichzeitig wird ein Mobbingfall wie an der HTL Vöcklabruck mit einem Aufsatz über Gewalt beantwortet – obwohl ein Jugendlicher dort gefilmt, gewürgt, geschlagen und aus dem Fenster gestoßen wurde.
„Wir diskutieren Regeln während unser Schulsystem unsere Kinder emotional vergewaltigt. Wir setzen auf Kontrolle, wo Verbindung und Vertrauen zerbrochen ist.“
Nicht mehr Regeln – mehr Mensch
Die Wurzel der Gewalt liegt nicht im Waffenladen, sondern in der Isolation. In der Überforderung. In der Angst. Im Wunsch die Spirale irgendwie zu durchbrechen – besonders bei jungen Männern.
Der notwendige Wandel beginnt nicht im Justizausschuss, sondern in Klassenzimmern, Wohnzimmern, Besprechungsräumen. Dort, wo Verbindung entsteht – oder verloren geht.
Ein neues Systemverständnis: weniger Funktion, mehr Gefühl
• Emotionale Bildung gehört ins Zentrum schulischer Entwicklung – nicht als Projektwoche, sondern als Fundament.
• Beziehungsfähigkeit ist keine Sozialromantik, sondern Überlebenskompetenz.
• Systembefriedigung und Pflichterfüllung müssen zurückgefahren werden, um wieder echte menschliche Räume zu schaffen.
• Männlichkeit braucht eine Rückbesinnung: weg von Härte – hin zu Verantwortung, Schutz und Präsenz.
Transformationsexperten, Coaches und kulturelle Brückenbauer wie Daniel Reisenbichler arbeiten seit Jahren an genau diesem Punkt – dort, wo aus Misstrauen Verbindung wird, und aus Wut Würde.
Seine Perspektive, geprägt von eigener Erfahrung mit Gewalt, Isolation und Suizidgedanken, trifft in diesen Tagen auf offene Wunden.
„Es ist ein Münzwurf, ob sich die Gewalt der Verzweiflung nach innen oder außen richtet.
Über 1.000 Suizide pro Jahr in Österreich – das sind über 1.000 potenzielle Amokläufer“
Kein Appell – eine Einladung zur Neuorientierung
Was jetzt ansteht, ist keine weitere Strafverschärfung. Sondern ein kollektives Umdenken. Wir müssen radikal in unsere Strukturen eingreifen und dazu brauchen wir vorher eine gemeinsame Basis. Ein gesellschaftliches Bild von dem was wir wollen und was wir nicht mehr wollen.
Nicht mehr Kontrolle – sondern Kontakt.
Nicht neue Regeln – sondern neue Räume.
Dies ist kein moralischer Zeigefinger.
Es ist ein Signal. Ein Weckruf. Eine klare Einladung:
Hinsehen. Verstehen. Verantwortung übernehmen.
Ich. Du. Wir alle.