Zweierlei Botschaften kommen mit der Nachricht von
dem Blutbad, das Extremisten auf einem der Moskauer Flughäfen
angerichtet haben. Das Verbrechen ist zum einen leider erneut eine
Bestätigung dafür, dass angeblich religiös motivierte Täter keine
Grenzen kennen. Dies war wieder ein Anschlag auf eines der
Menschenrechte – das Recht auf Leben. Hinter den angeblich durch den
Koran oder andere scheinbar göttliche Willenserklärungen begründeten
Taten steckt ein Angriff auf all den zivilisatorischen Fortschritt,
der unser Leben nicht zur beliebigen Verfügungsmasse von fanatischen
Überzeugungen oder Glaubenssätzen macht. Solch ein Angriff gilt
völlig unbeteiligten, unschuldigen Menschen, weil er nur gegen sie
mit einigen Erfolgsaussichten geführt werden kann. An alle, die daran
festhalten, dass das Recht auf Leben zu den unveräußerlichen
Menschenrechten gehört, geht mit den Ereignissen von Moskau die
Aufforderung, sich Gruppen, aber auch Staaten zu widersetzen, die
diese Rechte nicht anerkennen und ihr Handeln nicht daran messen
lassen wollen. Und an alle gläubigen Muslime muss die Bitte gehen,
endlich einen klaren Trennungsstrich zu ziehen zu jenen, die ihre
Religion missbrauchen zur Begründung von solchen Verbrechen. Die
zweite Botschaft aus Moskau sollte den Herrschern im Kreml zu denken
geben. Sie haben viel geopfert in den vergangenen Jahren an
Freiheiten. Sie haben ihren Sicherheitskräften weitestgehend freie
Hand gelassen bei einem Vorgehen, das rechtsstaatlichen Normen nicht
genügt. Sie haben in Tschetschenien ein Regionalregime installiert,
das korrupt und gewissenlos agiert. Aber sie haben damit weder den
Konflikt im Kaukasus gelöst, noch haben sie den eigenen Bürgern
Sicherheit gewähren können. Mit der Politik der staatlich
sanktionierten Gewalt ist Vladimir Putin nicht sehr weit gekommen.
Russland wird im Gegenteil öfter und heftiger von Todeskommandos
heimgesucht als die Staaten, die die mühsame Gratwanderung zwischen
Bürgerrechten und Sicherheit versuchen. Diese Gratwanderung ist
natürlich auch keine Garantie gegen solche Angriffe. Aber umgekehrt
muss sich die Regierung in Moskau die Frage gefallen lassen, ob sie
immer noch glaubt, vor allem mit dem Einsatz von gnadenlos
operierenden Spezialkommandos der Gewalt begegnen zu können. Weniger
martialische Ankündigungen, dafür mehr Nachdenklichkeit – dies sollte
die Schlussfolgerung an solch einem traurigen Tag sein.
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