Lausitzer Rundschau: Brisanter Doppel-Kopf K-Frage im Nationalteam entschieden, aber nur vorläufig

Michael Ballack bleibt Kapitän der
Nationalmannschaft, Philipp Lahm führt das Team jedoch in die
bevorstehenden Europameisterschafts-Qualifikationspartien gegen
Belgien und Aserbaidschan. Die Antwort von Bundestrainer Joachim Löw
auf die seit der Weltmeisterschaft in Südafrika schwelende
Kapitäns-Frage mutet auf den ersten Blick bizarr an. Das Team, so die
Vorstellung von Löw, soll künftig durch einen Doppel-Kopf geführt
werden: von Ballack und auch von Lahm. Eine Konstellation, die im
Profifußball bisher die Ausnahme war. Aus Sicht von Löw ist es
gleichwohl eine logische Entscheidung. Denn der Bundestrainer hat
weder den langjährigen Leitwolf Ballack brüskiert, der nach seiner
Verletzungspause die Chance hat, sich wieder ins Team zu spielen. Und
Löw hat gleichzeitig auch seinen WM-Kapitän Lahm gestärkt, der
zumindest so lange Spielführer bleiben darf, bis Ballack fit ist. Und
dennoch: Der von Löw installierte Doppel-Kopf besitzt nur eine
begrenzte Lebensdauer. Spätestens wenn Ballack im Herbst wieder
völlig fit sein sollte, werden zwei ganz unterschiedliche Welten
aufeinanderprallen. Einerseits die Welt des Michael Ballack, der es
gewöhnt ist, uneingeschränkter Leitwolf zu sein. Ballack wurde groß
in einer Zeit mit klaren Hierarchien im Team. Andererseits ist da die
Welt des Philipp Lahm, der sich in einer flachen Hierarchie wohl
fühlt. Bei der WM in Südafrika hat Lahm gemeinsam mit Bastian
Schweinsteiger das Team geführt. Eine neue Interpretation der
Kapitänsrolle, die bei Bundestrainer Löw sehr gut ankam. Um die
Zwickmühle zu verdeutlichen, in der Löw steckt, lohnt sich ein Blick
in die Lausitz. Auch Energie Cottbus geht mit einem solchen
Doppel-Kopf in die Saison. Trainer Claus-Dieter Wollitz hat sich für
Marc André Kruska als Kapitän entschieden. Genauso gut hätte die Wahl
jedoch auch auf Markus Brzenska fallen können. Beide Spieler führen
das Team auf dem Rasen. Und zwar gemeinsam, weil sie fußballerisch
auf einer Wellenlänge liegen. So leicht hat es Löw nicht. Er wird
sich demnächst entscheiden müssen, ob er Ballacks Welt oder Lahms
Welt den Zuschlag gibt. Kompatibel sind diese Welten nicht. Denn
Ballack und Lahm sind nicht Kruska und Brzenska. Das Ende des
Doppel-Kopfes ist also programmiert.

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