Zum dritten Mal eine Große Koalition in 
Deutschland. Die Mehrheit der Bürger will sie, weil sie daran große 
Erwartungen knüpft. Da ist zunächst einmal die Vorstellung, eine 
Große Koalition sei so etwas wie die Summe ihrer Teilmengen. 
Sozusagen Mindestlohn plus Flexibilität am Arbeitsmarkt. Das ist eine
falsche Hoffnung. Diese Große Koalition macht im Gegenteil Politik 
nur in ihrer Schnittmenge, die noch um jene Flächen verringert ist, 
auf denen man beim nächsten Mal Wahlkampf gegeneinander machen will. 
Um die Bürgerversicherung zum Beispiel. Oder die Vermögenssteuer. Und
da, wo die Koalition ihre Wünsche addiert hat, bei der Rente, hat man
die Finanzierung einfach in die Zukunft geschoben. Allerdings, eine 
Erwartung wird diese Koalition erfüllen, nämlich die Fortsetzung der 
bisherigen Wirtschafts- und Finanzpolitik. Das war das Kernanliegen 
der Wähler, das hat am 22.September den Ausgang bestimmt. Und
die Korrekturen am Arbeitsmarkt sind so maßvoll wie nötig. Den 
Wohlstand wahren, eine wachstumsfreundliche Industriepolitik 
betreiben, Währungsstabilität garantieren, das kann und wird die 
Große Koalition leisten (anders als etwa Rot-Rot-Grün), und das ist 
für eine Regierung schon einmal sehr viel. Man schaue sich nur um in 
der Welt oder auch nur in Europa. Anders ist es mit der Erwartung, 
diese Große Koalition werde Weichen stellen, um die großen Probleme 
zu lösen, die unweigerlich auf das Land zukommen, wenn die 
gegenwärtige deutsche Wirtschafts-Party vorbei ist. Der demografische
Wandel und mit ihm die gravierenden Folgen für Sozialsysteme und 
Arbeitsmarkt, das Bildungsproblem, die Arm-Reich-Kluft, eine 
vorausschauende aktive Politik in den globalen Fragen – hier wurden 
überall Formelkompromisse gemacht, Prüfaufträge formuliert, die vagen
Formulierungen gefunden. Weil hier die ideologischen Unterschiede 
lauern. Einzige Ausnahme ist die Pflege. Angela Merkel glaubt mit 
ihrer Begabung des kurzfristigen Kompromisses Probleme zu lösen, 
tatsächlich kauft sie sich oft nur Zeit dafür, dass sie das Land in 
Ruhe lässt. Und die SPD wird kein Interesse haben, daran etwas zu 
ändern. Im Gegenteil, den Teufel wird sie tun und der Kanzlerin auch 
noch in ihrer vermutlich letzten Amtszeit einen glanzvollen Abgang in
die Geschichtsbücher verschaffen. Wenn CDU/CSU und SPD in der Praxis 
so arbeiten, wie sie angefangen haben, wird diese Große Koalition als
ein Kapitel in die Historie eingehen, das man getrost überschlagen 
kann. Als uninspirierte Notlösung für die kommenden vier Jahre.
Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau
Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de
Weitere Informationen unter:
http://
