Jubel, Trubel, Siegessicherheit – für den 
amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf waren die schönen Bilder vom
Wahlparteitag der Republikaner in Florida allerdings nur eine relativ
unbedeutende Zwischenetappe. Der Kandidat lieferte nicht die Rede, 
die alle von den Stühlen reißen musste. Er blieb ein ziemlich 
bescheidener Marketing-Manager in eigener Sache. Aber das war ja auch
nicht die Stunde der Entscheidung. Im besten Falle haben gerade mal 
etwa zehn Prozent der Haushalte die Höhepunkte der 
Fernsehübertragungen angeschaut. Dann kam dazu auch noch der Hurrikan
Isaac dazwischen, und kommende Woche sind die Demokraten mit 
Präsident Barack Obama dran und werden ihrerseits ein grandioses 
Spektakel veranstalten. In Tampa auf jeden Fall und auch in 
Charlotte, wo die Demokraten ihr Festival veranstalten werden, geht 
es zunächst vor allem darum, die eigenen Reihen fest zu schließen. 
Das ist Mitt Romney nach einem langen, zermürbenden Vorwahlkampf 
insbesondere mithilfe seines Vizepräsidenten-Kandidaten Paul Ryan 
einigermaßen gelungen. Mehr oder weniger grummelnd haben sich die 
einstigen Konkurrenten gefügt oder sind von der Parteiführung daran 
gehindert worden, überhaupt etwas zu sagen. Dies führte zwar zu 
einigen medienwirksamen Protestaktionen, aber die schafften es dann 
noch nicht in die Hauptnachrichten. Dafür schaffte es Ann Romney, die
nette Großmutter, die gar nicht wie eine aussieht und glaubwürdig 
erzählen kann, dass es letztlich vor allem auf die Liebe ankommt. Ja 
– „all you need is love“ – der Beatles-Spruch passt ja auch ganz gut 
zu einem Kandidaten deutlich über sechzig. Ernst wird es also erst 
nach diesen beiden Konventionen, die der Selbstbestätigung dienen. 
Ernst wird es beim Aufeinandertreffen der beiden Kandidaten in den 
Fernsehduellen. Sie werden wohl letztlich das Rennen um das Weiße 
Haus entscheiden. Der große viertägige Bühnenzauber, die 
Zehntausenden von Luftballons, das endlose immer wieder reden – all 
das hätte man sich auch sparen können, wäre da nicht die Partei mit 
all den ehrgeizigen Mitmach-Wollenden. Wenn die nicht auch ein 
bisschen Bühne bekommen, könnten sie stören. Also durften sie alle 
etwas sagen, und so regnete es pausenlos die immer gleichen Sprüche 
auf die Delegierten – ein wahrer Hurrikan an Gemeinheiten gegen Obama
und Versprechungen, dass alles besser werden könnte irgendwie. Wie 
genau, wird ebenfalls erst in den Fernsehduellen gesagt werden 
müssen. Da werden dann auch wesentlich mehr Interessierte zuschauen.
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