Was Vertreter der evangelischen Kirche und der
Diakonie am Sonnabend in Cottbus getan haben, ist größerer Beachtung
wert. Im öffentlichen Raum wurde mit harten Fakten medienwirksam über
ein ebenso gern verdrängtes wie gesellschaftlich relevantes Thema
geredet: Altersarmut in der Region. Wer die Veranstaltung in der
Oberkirche verfolgt hat, erkannte die Dimension der Bedrohung. Jeder
dritte Erwerbsfähige kann angesichts der demografischen Entwicklung
bei rapide sinkenden Renten in 20Jahren betroffen sein,
Erwerbsunfähige und Langzeitarbeitslose sind es sowieso. Die
Vorschläge der Kirchenleute, dem gigantischen Problem beispielsweise
mit dem Verzicht auf Kollekten in Altenheimen zu begegnen, wirkten
dabei zwar wie der Versuch, mit einem Feuerlöscher einen Flächenbrand
zu bekämpfen. Entscheidend aber ist die Geste, das Zeichen, das
gesetzt werden sollte: Alle – die von Altersarmut Bedrohten selbst,
die Kommunal-, Landes- und Bundespolitik, soziale Träger,
Wohlfahrtsvereine, Wohnungsbaugesellschaften und Kirche – müssen sich
gemeinsam auf das vorbereiten, was 2030 bevorsteht. Das birgt
Konfliktpotenzial, da alle Beteiligten gefordert sind, auch einen
Beitrag zu leisten und über Hürden zu springen. Vielleicht nimmt
dabei auch die Bundesregierung eine Hürde und korrigiert ihre Renten-
und Arbeitsmarktpolitik. Ganz sicher tut sie das aber nicht, wenn die
Gesellschaft schweigt und alles hinnimmt.
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