Wer mit einem irrsinnigen Tempo durch eine
Innenstadt rast, egal ob tagsüber oder nachts, der kann nicht
ernsthaft behaupten, sich sicher gewesen zu sein, dass alles schon
gut ausgehen werde. So sollen die Angeklagten in der Verhandlung
argumentiert haben. Es ist aber nicht gut ausgegangen. Ein völlig
unbeteiligter Mensch musste deswegen sterben. Die harte Entscheidung
des Berliner Gerichtes, die beiden Raser wegen Mordes zu verurteilen,
wird hoffentlich eine erhebliche Signalwirkung haben. Hinein in eine
Szene, die von Protz, Angeberei und wahnsinniger Risikobereitschaft
geprägt ist. Auch wenn der Richterspruch noch nicht rechtskräftig
ist, weiß nun jeder PS-Junkie, was ihm blühen kann. Allerdings reicht
ein Urteil meist nicht aus, um langfristig Verhaltensänderungen
herbeizuführen. Deswegen ist es an der Zeit, dass die Politik bei
schärferen Strafen wegen illegaler Autorennen endlich in die Spur
kommt. 400 Euro Bußgeld, ein Monat Fahrverbot, ein Punkt in
Flensburg, dass ist das derzeitige Strafmaß für jene, die an diesen
Rasereien teilnehmen und erwischt werden. Ein schlechter Witz. Das
schreckt die rücksichtslosen Hobbyrennfahrer nicht ab, zumindest hat
in den meisten großen Städten die Zahl der illegalen Rennen eher
zugenommen. Der entsprechende Gesetzentwurf zur Strafverschärfung
hängt jedoch seit November in der Ressortabstimmung. Wegen
Differenzen darüber, ob die Regelungen im Strafgesetzbuch oder im
Straßenverkehrsgesetz verankert werden sollen. Darüber lohnt wahrlich
kein Streit. Denn die geplanten Verschärfungen sind richtig: Wenn
jemand sein Auto absichtlich zur Waffe auf vier Rädern macht und den
eigenen Kick über das Leben anderer stellt, dann muss er erstens für
lange Zeit aus dem Verkehr gezogen werden und zweitens muss ihm das
weggenommen werden, was sein liebstes Kind ist: sein tiefergelegtes
und aufgemotztes Fahrzeug. Das gilt auch für jene, die solche Rennen
organisieren. Nichts dürfte schlimmer sein für einen Raser. Und
nichts ist besser für alle anderen Verkehrsteilnehmer. So rettet man
unter Umständen Leben. Das Berliner Urteil sollte überdies Anlass
sein, die Debatte über das Miteinander im Straßenverkehr neu zu
führen. Die Autos werden immer größer und schneller, sie dienen nicht
nur den Hobby-Rennfahrern, sondern sehr vielen Zeitgenossen als
Statussymbol. Parallel dazu wächst die Aggressivität im
Straßenverkehr und verblasst das Verständnis dafür, sich an Regeln zu
halten. Jeder kämpft für sich, ob Autofahrer, Radfahrer oder
Fußgänger. Und die jeweils Schwächeren verlieren. Allein die Erhöhung
von Bußgeldern hilft nicht, um hier zu Verbesserungen zu kommen. Die
Polizei muss entschiedener durchgreifen, damit der Straßenverkehr
nicht zum wilden Westen wird. Und jeder Verkehrsteilnehmer kann
selber dazu beitragen, die Lage wieder zu entspannen. In dem er mit
gutem Beispiel voranfährt.
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