Die vier großen islamischen Organisationen haben
zu Recht kritisiert, dass die Aktivitäten der Terrororganisation
„Islamischer Staat“ reichlich spät verboten wurden. Allerdings müssen
sich die Verbände nun auch die Frage gefallen lassen, warum ihr
Aktionsaufruf nicht früher erfolgt ist. Schließlich sorgt der IS im
Irak bereits seit Monaten mit brutaler Gewalt für Angst. Eine
deutliche Distanzierung der islamischen Organisationen hätte man sich
deshalb von Anfang an gewünscht. Trotzdem: Besser spät als nie. Das
Problem der islamischen Verbände in Deutschland ist, dass sie über
keine zentralen Strukturen verfügen. Dies war auch bei der
Vorstellung des Aufrufs zu spüren. Während die einen den Kampf gegen
die Gewalt ausdrücklich auf all ihre Formen bezogen, wollen die
anderen den Protest gegen die Übergriffe auf Moscheen verstanden
wissen. Dass es sich hier um Verbrechen handelt, die mit allen
strafrechtlichen Möglichkeiten verfolgt gehören, steht außer Frage.
Doch eine selektive Wahrnehmung hilft nicht weiter. Das gilt übrigens
auch für den Hinweis der Verbände, dass sich junge Dschihadisten
meist in Einrichtungen außerhalb ihrer Zuständigkeit radikalisierten.
Aber wer, wenn nicht sie hätten Zugang zu diesen Jugendlichen?
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