Lausitzer Rundschau: Gluthitze und Land unter Die Lausitz und das Hochwasser an Neiße und Spree

Klimawandel hin, Klimawandel her. Wer
jahrzehntelang in der Lausitz lebt, der hat ganz ohne Wissenschaft
herausgefunden: Hierher verlagert sich immer mehr das kontinentale
Klima aus dem Osten mit heißem Sommer und kaltem Winter. Was auch
Lebenserfahrung ist: Die territorialen Extreme – heute Gluthitze,
morgen Land unter – nehmen deutlich zu. Im Durchschnitt also, das
belegen Meteorologen wie Klimaforscher, gibt es auch in der Lausitz
nicht mehr Regen. Nur, die Niederschlagsmenge verteilt sich nicht
über die gesamte Region. Es prasselt in eingeengten Gebieten herunter
– das Hochwasser kommt nicht in Tagen, sondern in Stunden. Gemessen
an diesem immer häufiger auftretenden Szenario ist die Lausitz trotz
der Millionenschäden im sächsischen Kloster St. Marienthal oder dem
Fürst-Pückler-Ensemble von Bad Muskau, an Straßen, Brücken und
Privathäusern in Sachsen und Brandenburg noch einigermaßen glimpflich
davongekommen. Wer sagt, dass aus der Elbe-Flut von 2002 im Freistaat
nichts gelernt worden sei, der verkennt Realitäten. Wie
Katastrophenschutz etwa in Görlitz von null auf Hundert organisiert
wurde, das nötigt Respekt ab. Dieses System funktioniert. Einziger
und sicherlich verhängnisvoller Makel: die Kommunikation mit Polen.
Von jenseits der Neiße ist das Ausmaß der Katastrophe nach dem Bruch
des Witka-Staudammes viel zu spät realistisch eingeschätzt worden.
Das war Fehlinformation pur. Görlitz konnte nur noch retten, was in
Windeseile zu retten war. Stromabwärts nahm die Flut ihren Lauf,
stieß überall aber auf vorbereitete Kommunen. Das trifft auch auf die
Anrainer der Spree zu, die nach heftigen Niederschlägen im Oberlauf
des Flusses zunächst in Spremberg und dann auch in Cottbus Vorsorge
treffen mussten. In der Lausitzmetropole, wo es nach fast 30 Jahren
wieder einmal Hochwasseralarm gab, dürfte das Katastrophenszenario zu
einer ernüchternden Erkenntnis geführt haben. Dieses Mal haben die
schützenden Deiche gehalten. Eine ganze Stadtverwaltung ließ die
Wälle – als Deichläufer – Tag und Nacht nicht aus den Augen. Aber
sicher war sich niemand. Vor allem, weil sich drei Jahrzehnte lang
niemand um den Zustand der Deiche ernsthaft Gedanken machen musste.
Hochwasser der Spree – das gleicht doch die Spremberger Talsperre
aus. Auch, um das stromabwärts liegende Biosphärenreservat Spreewald
vor Überflutung zu schützen. Sicher. Doch halten die Deiche auch
einem noch größeren Druck stand? Immerhin ist schon für die Nacht zum
Freitag von den Meteorologen neuer heftiger Regen im Osten
vorhergesagt. Und die Talsperre Spremberg ist gut gefüllt. Es muss
nicht zum Katastrophenszenario kommen. Aber die Vorbereitung darauf
darf nicht mehr auf die lange Bank geschoben werden.

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