Es wird Jahrzehnte dauern, bis Gorleben mit stark
strahlendem Müll gefüllt, gesichert und verschlossen ist. Und dann
muss das Endlager einige Zigtausend Jahre sorgsam verwaltet werden,
müssen Informationen über viele Generationen weitergegeben werden,
damit niemand dort aus Versehen Löcher in die Erde bohrt. Soweit der
Plan, den Umweltminister Norbert Röttgen am nächsten Donnerstag vor
Ort den Bürgern im Wendland erläutern will, was von Mut zeugt. Mut
auch deshalb, weil das ein Plan ist, der womöglich den menschlichen
Horizont übersteigt. Röttgens Vorgänger als nordrhein-westfälischer
CDU-Chef, Jürgen Rüttgers, kommt jedenfalls in ähnlicher
Angelegenheit auf erheblich kürzere Erinnerungshalbwertzeiten, als in
Gorleben zwingend erforderlich sind. Rüttgers war als
Forschungsminister in den 90er-Jahren vier Jahre lang direkt für das
Endlager Asse verantwortlich. Doch konnte er sich gestern, nur zwölf
Jahre danach, bei seiner Zeugenvernehmung vor dem niedersächsischen
Untersuchungsausschuss an nichts erinnern. Nicht an die 125 000
schwach strahlenden Atommüllfässer, die in der Asse abgekippt wurden,
nicht an das, was alles angeordnet, oder genauer, versäumt wurde, um
diese Fässer zu sichern. Die Asse säuft ab und verursacht mehrere
Milliarden Euro Sanierungskosten. Rüttgers Erinnerungslücke lässt für
Röttgen nur diese Schlussfolgerungen zu: Entweder er zweifelt an dem
besten Aussagewillen seines Parteifreundes. Oder an seinen eigenen
Prognosen bezüglich der langfristigen Sicherheit von Gorleben. Oder
an beidem.
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