Wenn alte Gewissheiten ins Wanken geraten, dann 
schlagen auch die Wellen in den Parteien hoch. Das war so bei der 
Abschaffung der Wehrpflicht. Das ist so beim Thema 
Vorratsdatenspeicherung oder der Debatte über die Gleichstellung 
homosexueller Partnerschaften mit der Ehe. In der CDU ist die 
sogenannte Homo-Ehe schon fast zum politischen Dauerbrenner geworden.
Denn so oft sich die Partei gegen gleiche Rechte für homo- und 
heterosexuelle Paare stemmte, so regelmäßig fuhr ihr das 
Bundesverfassungsgericht in die Parade. In seinen einschlägigen 
Urteilen spiegelte sich der gesellschaftliche Wandel wider, der auch 
die CDU nicht unbeeindruckt ließ. Inzwischen machen sich selbst 
Partei-Promis wie Jens Spahn oder Peter Tauber für den Trauschein 
zwischen Lesben oder Schwulen stark. Aber wie denken die anderen in 
der CDU darüber? Um das herauszufinden, hat Berlins Landeschef Frank 
Henkel eine Mitgliederbefragung unter den Christdemokraten der 
Hauptstadt ins Spiel gebracht. Ein guter Vorschlag, der auch das Zeug
dazu hat, in der gesamten CDU Schule zu machen. Handelt es sich doch 
ganz offenkundig um ein identitätstiftendes Thema für die Partei. So 
leidenschaftlich wie jetzt ist unter Christdemokraten jedenfalls 
schon lange nicht mehr diskutiert worden. Es geht ja auch um eine 
Frage von gesellschaftspolitischer Tragweite, allein wenn man 
bedenkt, dass Homosexualität in Deutschland über viele Jahrzehnte 
hinweg als Krankheit galt. Eine solche Mitgliederbefragung würde auch
helfen, die Diskussion zu versachlichen und ganz nebenbei die 
innerparteiliche Demokratie zu stärken. Wann, wenn nicht jetzt, 
könnte die CDU damit anfangen?
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