Lausitzer Rundschau: Jecker Ungehorsam – Doch ein Charlie-Hebdo-Wagen beim Kölner Rosenmontag

Es war schon ein großes Politikum, als es hieß,
der Kölner Zug führe in diesem Jahr ohne Charlie-Hebdo-Wagen. Darüber
haben sogar die Zeitungen in der Lausitz geschrieben, das war ein
Ding. Und siehe da, kaum ist der Rosenmontag da, da tuckert der
Wagen, der ja eigentlich zurückgezogen worden war, leicht abgeändert
durch die Rheinmetropole. In Braunschweig hat man den Karnevalszug
abgesagt – wegen Terrorangst. In Köln riskiert man eine dicke Lippe –
oder vielmehr: einen spitzen Bleistift. Ist das nun dumm? Vielleicht
ein bisschen – aber eben auch nur ein bisschen. Niemand will den
Braunschweigern verübeln, dass sie ihren Zug abgesagt haben. Das ist
nur allzu verständlich. Und trotzdem: Der Kölner Ungehorsam bringt
selbst das Antikarnevalistenherz zum Hüpfen. Nicht nur, dass sich die
Kölner die Gestaltung ihres Rosenmontagszugs nicht vorschreiben
lassen. Nein, sie machen auch den diesjährigen Karneval so politisch
wie eben möglich und zeigen damit, dass Karneval doch mehr ist als
nur ein bundesweites Saufgelage. Keine Großveranstaltung wird in
nächster Zeit ohne Angst vor Terror möglich sein. Das ist schlimm
genug. Was diese Angst anrichten kann, zeigt die Zugabsage in
Braunschweig. Wie man dieser Angst entgegentreten kann, zeigen die
Kölner. Hut ab – oder vielmehr: Nase auf.

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