Lausitzer Rundschau: Kleiner Fußball – großes Ego DFB-Präsident Zwanziger muss alte Versprechen einhalten

Es überrascht nicht, dass Theo Zwanziger
einstimmig als DFB-Präsident bestätigt worden ist – dennoch ist der
65-Jährige nicht unumstritten. Denn Zwanziger ist nicht mehr der, der
er bei seiner Amtsübernahme noch war: 2004 galt er als Mann des
kleinen Fußballs. Zurückhaltend, uneitel und unverdächtig für
Klüngeleien mit Beckenbauer, Calmund oder Hoeneß. Das hat sich
gewandelt: Zwanziger vermeidet es zwar, ständig mit den
Branchengrößen gemeinsame Sache zu machen. Das liegt aber nur daran,
dass er offensichtlich gern selbst die „Lichtgestalt“ wäre. Doch
dieser Job ist vergeben und Zwanziger fehlt ohnehin die
Leichtfüßigkeit. Bemerkenswert zielgenau sprang er zuletzt beidbeinig
in jedwedes Fettnäpfchen – egal, ob es sich um die beinahe geplatzte
Vertragsverlängerung mit Joachim Löw oder die zu frühe Parteinahme in
der Causa Amerell/Kempter handelte. Wenn Amerell nun vor Gericht –
und es sieht danach aus – recht bekommt, wäre das ein Nackenschlag
für den DFB-Präsidenten. Ähnlich schmerzhaft wie die Niederlagen in
fünf Instanzen bei seiner Klage gegen einen Journalisten, der ihn
„Demagoge“ genannt hatte. Und im Disput mit der Kanzlerin über deren
Kabinenfoto mit der Nationalelf, auf dem Zwanziger fehlte, ging es
nicht nur um politisches Kalkül, sondern auch um persönliche
Eitelkeiten. Auch das ehemalige Vorstandsmitglied des
Kreisklasse-A-Teams VfL Altendiez (Rheinland-Pfalz) hat also den
Verlockungen der Macht nicht widerstehen können: Es gönnt sich
inzwischen ein Ego in Übergröße. Ob ihm das angesichts des Vorsitzes
des größten Sportverbandes der Welt zu verdenken ist, sei
dahingestellt. Zumindest muss Zwanziger in seiner neuen Amtsperiode
nun aber alte Versprechungen einhalten. Und da ist er mit der
komplizierten Regionalliga-Reform wenigstens auf einem guten Weg, den
Amateurfußball nicht völlig abzukoppeln. Nicht nur in Altendiez würde
man es ihm danken.

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