Ein Aufatmen ging durch Europa, als Emmanuel 
Macron im Mai zum französischen Präsidenten gewählt wurde. Ein 
Pro-Europäer an der Spitze der zweiten Wirtschaftsmacht des 
Kontinents. Ein Präsident, der die Gefahr des rechtspopulistischen 
Front National abgewendet hatte. Einer, der seinen Wahlsieg mit der 
Europa-Hymne zelebrierte. Einer, der nach fünf bleiernen Jahren auch 
das deutsch-französische Paar wieder zum Motor Europas machen wollte.
Hoffnung keimte auf. Seit Sonntagabend ist diese Hoffnung 
geschrumpft. Macrons Projekt eines Europas der Solidarität passte gut
zur Großen Koalition. Die SPD schien der natürliche Partner dafür zur
sein. Mit einer Jamaika-Koalition droht der neue Elan zu verpuffen. 
Doch ein „Weiter so“ ist gefährlich. Das hat der Erfolg der AfD 
gezeigt.  Macrons Programm ist auch eines gegen die Populisten. Der 
französische Präsident weiß, wovon er spricht. Er hat sich Marine Le 
Pen in einem Fernsehduell gestellt und ihre populistische Rhetorik 
geschickt entlarvt. Le Pen hat sich heute noch nicht von dem Auftritt
erholt. Doch die Gefahr des Populismus bleibt bestehen – in 
Frankreich und anderswo. Macron weiß, dass Europa zum Erfolg verdammt
ist, wenn es überleben will. Deshalb tritt der Präsident die Flucht 
nach vorne an. Gut so. Denn dadurch wird wieder über Europa 
gesprochen. Auch und gerade in Deutschland, wo das Thema im Wahlkampf
zu kurz kam. Nun will Macron die Bürger mit seiner Idee der Konvente 
endlich in das europäische Projekt einbeziehen. Sicher bergen einige 
seiner Ideen Konfliktstoff. Doch Arroganz ist fehl am Platz. Europa 
täte gut daran, sich mit jedem einzelnen Vorschlag ganz genau 
auseinanderzusetzen. Auch Deutschland muss sich positionieren
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