Allmählich läuft der Welt die Zeit davon: Bis zum
Jahr 2015 wollte die weltweite Staatengemeinschaft die Armut
halbieren, die Kindersterblichkeit um zwei Drittel verringern und im
Kampf gegen Aids, Malaria und Tuberkulose nennenswerte Fortschritte
erzielen. So lauten zumindest einige der
Millenniums-Entwicklungsziele, die die Vollversammlung der Vereinten
Nationen vor zehn Jahren, zum Beginn des neuen Jahrtausends, in New
York aufgestellt hatte. Zehn Jahre später ist es möglich, dass kein
einziges Ziel erreicht wird. Auch der am Montag vorgestellte
Welthungerindex des Forschungsinstituts Ifpri, der Hilfsorganisation
Concern Worldwide und der Welthungerhilfe macht das wieder einmal
deutlich. Wenn weltweit eine Milliarde Menschen hungern und im Kongo
drei Viertel der Bevölkerung unterernährt sind, ist das eine
humanitäre Katastrophe ersten Ranges – die zwar nicht mit
spektakulären Fernsehbildern wie nach einem Erdbeben oder einer
Flutkatastrophe aufwarten kann, von den Staats- und Regierungschefs
der Welt aber dennoch ernst genommen werden muss. Immerhin hatte
schon 1974 der Welternährungsgipfel in Rom versprochen, dass zehn
Jahre später kein einziges Kind mehr hungrig zu Bett gehen müsse.
Heute, 36 Jahre später, kann davon nicht die Rede sein. Deswegen
haben Entwicklungshilfeorganisationen recht, wenn sie mit
Beharrlichkeit einen verstärkten internationalen Einsatz für die
Dritte Welt fordern. Deswegen hat UN-Generalsekretär Ban Ki Moon
recht, wenn er sich für nationale Aktionspläne zum Erreichen der
Millenniumsziele einsetzt. Und deswegen sollte sich auch Deutschland,
dessen Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel (FDP) bislang nicht
unbedingt durch große politische Innovationen aufgefallen ist,
endlich etwas stärker anstrengen. Denn von einem verstärkten
entwicklungspolitischen Engagement zur Bekämpfung des Hungers in der
Welt ist in Deutschland derzeit wenig etwas zu sehen, wie von einem
stärkeren Eintreten für irgendeines der übrigen Millenniumsziele.
Will die schwarz-gelbe Bundesregierung den guten Ruf, den Deutschland
bis heute in der Entwicklungshilfe hat, nicht völlig verspielen,
stünde ihr etwas mehr Anstrengung zum Erreichen der Millenniumsziele
deswegen wohl gut zu Gesicht. Die unterernährten Menschen nicht nur
im Kongo würden es Dirk Niebel danken.
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