Lausitzer Rundschau: Pulverfass Nordafrika Tote bei sozialen Unruhen in Tunesien

Die Lunte vor der südlichen Haustür Europas glimmt
schon lange. Und es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis das
Pulverfass in Nordafrika explodiert. Auch Diktatoren, wie Tunesiens
Staatschef Ben Ali, können irgendwann nicht mehr die jahrelang
angestaute Frustration des Volkes im Zaum halten. Den Zorn über
mangelnde Bürgerfreiheiten, Korruption der Mächtigen und über
fehlende wirtschaftliche wie politische Perspektiven. Da gibt es
zwischen den drei Nachbarn Tunesien, Algerien und Marokko wenig
Unterschiede und viel Gefahrenpotenzial. Herrscher, die wie Despoten
regieren. Eine sehr große junge, gut ausgebildete, aber verarmte
Bevölkerungsschicht, die den Glauben an die Zukunft verloren hat –
mehr als zwei Drittel der Nordafrikaner sind unter 30. Und eine
wachsende Flucht in den islamistischen Fundamentalismus, der mit
Gewalt im Zaum gehalten wird. Hinzu gesellt sich der unschöne
Eindruck, dass Europa über Untaten hinwegsieht und die
nordafrikanischen Regimes verhätschelt. Weil sie als das kleinere
Übel gelten, verglichen mit islamistischen Staatsführungen, die bei
freien Wahlen sich auch in Nordafrika durchsetzen könnten. Und weil
die Länder wie etwa der Erdgasstaat Algerien auch als europäische
Rohstofflieferanten unentbehrlich werden. Die soziale Revolte in
Tunesien ruft plötzlich in Erinnerung, dass die teuer erkaufte Ruhe
und Stabilität im tunesischen Urlaubsparadies trügerisch war.

Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de