Lausitzer Rundschau: Quittung für Irrwege – Zum Vorwahl-Triumph des US-Milliardärs Donald Trump

Vor elf Monaten, als der Mann seinen Hut in den
Ring warf, schien es noch undenkbar, aber nun ist das Undenkbare
eingetreten: Donald Trump ist der Kandidat der Republikaner fürs
Weiße Haus. Damit bekommt eine einst stolze Partei, an deren Wiege
mit dem Sklavenbefreier Abraham Lincoln einer der Großen der
amerikanischen Geschichte stand, die Quittung für populistische
Irrwege, die sie selber seit Jahren beschreitet. Mit Trump ist auf
die Spitze getrieben, was nach der Wahl Barack Obamas begann. Um den
Hoffnungsträger auszubremsen, wetterten die Konservativen gegen
alles, was auch nur annähernd nach „Big Government“ roch, nüchterner
gesagt, nach einer aktiven Rolle des Staates. Ob man zwingend
notwendige Konjunkturprogramme als Geldverschwendung abstempelte oder
die Einführung einer Krankenversicherungspflicht als gefährliche
Rutschbahn in Richtung Sozialismus madig machte: Die giftige, oft
grotesk unsachliche Sprache hat einem Donald Trump den Weg geebnet.
Sie hat wesentlich beigetragen zu einer Stimmungslage, in der
Amerikas Wutbürger, aber nicht nur die, in Politikern nur noch
jämmerliche Versager sehen. Mit einem schrillen, rabiaten Unternehmer
im Weißen Haus, lautet dann die logische Schlussfolgerung, könne es
wohl kaum schlechter laufen. Also sei es den Versuch allemal wert.
Trump schürt Ressentiments, er hetzt gegen Mexikaner, Muslime und
Chinesen, er bedient sich der Terrorangst ebenso wie der Angst vor
dem schleichenden Niedergang der USA. Er streut üble Gerüchte und
scheint bei alledem keinerlei Anstandsgrenzen zu kennen. Es gibt
nichts, was er nicht sagen würde über jemanden, den er als Konkurrenz
empfindet, ob es der „kleine, kleine Marco“ (Rubio) ist, der „lügende
Ted“ (Cruz) oder die „betrügerische Hillary“ (Clinton). Dass sich mit
einer Serie verbaler Tiefschläge die Präsidentschaftskandidatur einer
großen Partei gewinnen lässt – die „Grand Old Party“ hat es sich
selbst zuzuschreiben.

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