Gemessen an ihrer wirtschaftlichen Dynamik, so die
jüngste, überraschende Studie der Initiative Neue Soziale
Marktwirtschaft, liegen alle fünf neuen Bundesländer und sogar Berlin
(„arm, aber sexy“) vor dem Westen. Die Zahlen stimmen. Aber sie
täuschen auch. Dynamik ist relativ. Die dynamischste
Einkommensentwicklung unter allen Bevölkerungsschichten haben
regelmäßig Kinder, wenn ihnen ihr monatliches Taschengeld verdoppelt
wird, etwa von zwei auf vier Euro. Das größte Wachstum gibt es, wenn
es tiefer nicht mehr geht. So wie im Osten. 1989 lag das
Brutto-Inlandsprodukt dort bei nur 12 500 Euro je Einwohner, was
damals der Hälfte des Westwertes entsprach. 2009 ist es auf 21 760
Euro angewachsen. Der Abstand beträgt immer noch ein Drittel. Die
Statistik spiegelt immerhin wider, dass die neuen Länder den Soli
nicht einfach nur verfuttern, sondern sich anstrengen und darauf
etwas aufbauen. Autobahnen und Universitäten, Forschungseinrichtungen
und High-Tech-Firmen. Außerdem zeigt die Auswertung, dass der alte
Westen im letzten Jahr besonders von der Krise betroffen war, allen
voran die Automobilindustrie und der Maschinenbau. Aber tiefe
strukturelle Probleme wie die neuen Länder haben die meisten
West-Länder nicht. Ob das die Abwanderung von zwei Millionen der
aktivsten Einwohner seit der Wende ist, der Mangel an Kindern, das
Fehlen von Kapital oder die Abwesenheit von Konzernzentralen. Deshalb
brummt es in vielen Regionen des Westens wieder, seit die Konjunktur
anzieht, während der Osten sich weiterhin nur redlich abstrampeln
kann.
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