Der Sturz des Diktators Ben Ali macht in Tunesien
mit Glück den Weg zu mehr Demokratie frei. Verknüpft mit der
Hoffnung, dass eine von allen demokratischen Kräften getragene
Übergangsregierung möglichst bald dem Land wieder Stabilität geben
kann. Und dass die Tage der Anarchie schnell vorüber sind. Doch noch
stehen den Tunesiern schwierige Zeiten bevor – mit Machtkämpfen,
Rückschlägen und Ungewissheiten. Denn weder Interimspräsident Mebazaa
noch Regierungschef Ghannouchi, welche den Übergang in eine
demokratische Zukunft anführen sollen, stehen für Wandel. Die
Revolution der Straße gegen das Betonregime in Tunis eröffnet nicht
nur in Tunesien die Chance für eine neue Epoche. Das Echo vom Ende
des Wüstendiktators Ben Ali hallt durch die ganze nordafrikanische
Welt. Millionen junger Araber von Ägypten bis Marokko feiern den
tunesischen Aufstand als ermutigendes Beispiel. Der politische
Sprengstoff ist über die Grenzen hinweg durchaus ähnlich:
Staatschefs, die selbstherrlich und weit weg von ihrem Volk regieren,
mit Repression die Bürger stillhalten, mit Korruption ihre eigenen
Taschen füllen. Deshalb sollte der „tunesische Frühling“ den
arabischen Herrschern auch eine Warnung sein: Ohne Meinungsfreiheit,
politische Öffnung und wirtschaftliche Reformen haben sie langfristig
keine Zukunft.
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