Lausitzer Rundschau: Unbekümmerte Wundertüte Deutschland stürmt in das Viertelfinale der Fußball-WM

Klar, Siege bei einer Fußball-Weltmeisterschaft
sind immer schön. Siege gegen England jedoch sind ganz besonders
schön. Und wenn der Sieg dann auch noch in Gestalt eines Triumphes
daherkommt wie dem 4:1 der deutschen Nationalmannschaft am Sonntag im
Achtelfinale von Bloemfontein, dann ist es Zeit für eine verwegene
Frage: Wozu ist diese junge Mannschaft noch in der Lage? Sprechen wir
doch einfach das aus, was seit Sonntag auf der Fanmeile, den
Biergärten und in den heimischen Wohnzimmern diskutiert wird: Kann
dieses Team in Südafrika womöglich sogar Weltmeister werden? Ein
Team, das für die Gegner kaum zu berechnen ist, weil es wie eine
Wundertüte auftritt. Dem lockeren 4:0-Auftaktsieg gegen Australien
folgte die ernüchternde Niederlage gegen Serbien. Im entscheidenden
Gruppenspiel gegen Ghana bewies die Mannschaft dann
Nervenstärke und schaffte den glanzlosen Pflichtsieg. Dieses
Auf und Ab macht eine Bewertung des Potenzials der Mannschaft schwer.
Dass ihr die Konstanz fehlt, um so dominant durch die Vorrunde zu
marschieren wie Argentinien oder die Niederlande, ist der jungen
Mannschaft nicht zum Vorwurf zu machen. Denn Youngster wie Thomas
Müller, Mesut Özil oder Torwart Manuel Neuer spielen in Südafrika
ihre erste WM. Das Markenzeichen dieser Mannschaft ist, dass sie
anders ist als ihre Vorgänger. Deutschland galt stets als
Turniermannschaft, auf deren Steigerungsfähigkeit im WM-Verlauf
Verlass war. Vorzugsweise, weil die deutschen Spieler ihren Gegnern
in puncto Wille und Kraft überlegen waren. Diese Mannschaft jedoch
glänzt durch eine beeindruckende Spielfreude, die wir von einem
DFB-Team schon lange nicht mehr gesehen haben. Mit der Leichtigkeit,
mit der die englische Abwehr phasenweise auseinander kombiniert
wurde, hat sich Deutschland auf der Liste der Favoriten ein gehöriges
Stück nach oben geschossen. Den Charakter dieser Mannschaft
verdeutlicht ein launiges Interview des Doppeltorschützen Thomas
Müller unmittelbar nach dem Schlusspfiff gegen England. Er freute
sich einerseits natürlich über den Sieg, nutzte andererseits aber
auch die Gelegenheit, um vor der Kamera einen Gruß an seine
Großeltern loszuwerden. Es ist diese Unbekümmertheit, die das Team
auszeichnet und im weiteren WM-Verlauf noch goldwert sein könnte.
Diese Unbekümmertheit wirft bei der Frage, ob die junge Mannschaft
sogar Weltmeister werden kann, geradezu eine provozierende Gegenfrage
auf: Warum eigentlich nicht?

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