Der Beschluss des Bundestages vom Donnerstag zur
Reduzierung des Wehrdienstes von neun auf sechs Monate könnte bald
das Papier nicht mehr wert sein, auf dem er steht. Denn Minister
Guttenberg soll und will die Bundeswehr wegen der Sparzwänge
grundlegend reformieren, die Wehrpflicht als solches steht dabei zur
Disposition. Demzufolge wäre es zweifellos klüger gewesen, die
Verkürzung noch einmal von der parlamentarischen Tagesordnung zu
nehmen, bis Klarheit herrscht, wie die Koalition in diesem
umstrittenen Punkt weiter verfahren will. Ist die Verkürzung von
Dauer oder nicht? Müssen junge Männer in wenigen Monaten überhaupt
noch zum Bund oder nicht? Und was passiert mit dem Zivildienst? Die
Verwirrung dürfte angesichts der laufenden Debatten riesengroß sein.
Wer aber zum Wehrdienst eingezogen wird und Lebenszeit opfert, der
hat Verlässlichkeit verdient. Eine eindeutige Ansage der Koalition
über ihr weiteres Vorgehen ist deshalb viel wichtiger als ein
Beschluss, der nicht lange Bestand haben dürfte. Zumal sich die
Wehrpflicht längst überholt hat: Weniger als die Hälfte der als
wehrtüchtig gemusterten Männer eines Jahrgangs rückt noch in die
Kasernen ein. Wer daraus die richtige Konsequenz ziehen will, rüttelt
allerdings am konservativen Selbstverständnis insbesondere der Union.
Der Kanzlerin und Guttenberg muss es jetzt gelingen, sich darüber
hinwegzusetzen. Das wird schwierig, aber es ist notwendig.
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