Lausitzer Rundschau: Wissen und Wachen Deutscher Spagat zwischen Terrorangst und kühlem Kopf

Mit dem Frieden und der Besinnlichkeit im
bevorstehenden Advent ist es erst einmal vorbei. Seit Innenminister
Thomas de Maizére der Öffentlichkeit erklärt hat, es gebe
ernstzunehmende Hinweise auf geplante Terroranschläge islamistischer
Glaubenskrieger in Deutschland, breitet sich Unruhe aus, bei Weitem
nicht allein von den Medien angezettelt. Natürlich macht einer sich
da nicht nur Sorgen, sondern auch Gedanken. Und wenn diese durch das
eine oder andere Tröpfchen Insiderwissen aus gewöhnlich gut
informierten und nie versickernden Quellen gespeist werden, blühen
die Spekulationen. De Maizére macht inzwischen fast den Eindruck, als
bereue er seine frühe Offenheit. Dass jetzt durch alle Zeitschriften
und Zeitungen hindurch schon mögliche Anschlagsziele benannt werden,
kritisierte er als „unverantwortlich“. Aber direkt falsch scheint es
nicht gewesen zu sein, denn tatsächlich wurde am Montag die
Reichstagskuppel für den Publikumsverkehr gesperrt. Es hätte auch gar
keines Geheim-Tips bedurft, um sich auszumalen, welche Orte mit hoher
Symbolkraft und starkem Publikumsverkehr zum Ziel für fanatische
Killerkommandos werden können. Der Fernsehturm, der Potsdamer Platz,
der Kölner Dom, das Finanzviertel in Frankfurt/Main, die Neue
Synagoge in Dresden – es sind mehr als eine Handvoll und es ist
müßig, sie alle aufzulisten, denn absoluten Schutz gibt es ebenso
wenig wie absolute Gewissheit darüber, wo und wie die Terroristen
wirklich zuschlagen wollen. Da hilft auch des Ministers Aufruf an die
Bevölkerung zu mehr Wachsamkeit nichts, dem er nun hinzufügt, man
dürfe die Moslems in Deutschland nicht unter Generalverdacht stellen.
Wachsamkeit erwarten wir besser von Geheimdiensten, Sicherheit von
Polizei, Militär und auch von den Veranstaltern großer
Publikumsereignisse. Vielleicht versehen sie kommende
Weihnachtsmärkte ja mit einem Sicherheitsring und so scharfen
Einlasskontrollen wie bei einem Fußballstadion im Pokalfinale. Der
Rest an Risiko aber, der dann noch bleibt, und dessen wird sich nun
auch der Letzte im Land bewusst, ist eine Last, die wir allein im
eigenen Gepäck tragen, solange selbst ernannte Dschihadisten ihren
„Heiligen Krieg“ gegen die Welt führen.

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