Klaus Ernst, Vorsitzender der Linken, hat
innerparteiliche Kritik an seinem Lebensstil zurückgewiesen. „Man
kann als Linker nicht nur rumlaufen, als hätte man drei Tage lang
nicht geschlafen, nichts gegessen und auch noch schlecht gesoffen“,
sagte Ernst in einem Interview in der neuen, am Donnerstag
erscheinenden Ausgabe des Hamburger Magazins stern. „Wenn wir immer
so tun, als tragen wir das ganze Leid der Welt auf unseren Schultern,
interessiert sich doch kein Schwein für uns.“
Ernst fährt einen Porsche und besitzt eine Almhütte in den Tiroler
Alpen. Das hat ihm den Vorwurf eingebracht, ein „Luxus-Linker“ zu
sein. „Ein Entbehrungssozialismus ist mit mir nicht zu machen“, so
Ernst. „Auch als Linker darf man Lebensfreude zeigen.“ Er sei dafür,
dass es möglichst vielen Menschen so gut gehe wie ihm. Ernst bekennt
sich in dem stern-Interview zu seinem Lebensstil: „Es macht mir Spaß,
Porsche zu fahren.“ Er habe ein Leben lang gearbeitet und sich
erlaubt, mit dem Geld das zu tun, wozu er Lust habe. Da wolle er sich
von niemandem reinreden lassen. Ernst kritisierte zugleich die
innerparteiliche Kultur in dieser Frage. „Wissen Sie, was mir Angst
macht?“, frug Ernst. „Diese Hundertprozentigen, die festlegen, wie
ein Linker zu sein hat: Er kommt mit dreckigen Fingernägeln zehn
Minuten zu spät ins Theater, wo er nichts versteht.“ Eine Linke, die
ihren führenden Leuten vorschreibe, wie sie zu leben haben, sei „so
attraktiv wie ein Kuhfladen“.
Der Parteivorsitzende zeigte Verständnis für die Klage
ostdeutscher Landesverbände, ihre Interessen würden in der
gesamtdeutschen Linken zu wenig berücksichtigt. „Trotzdem ist der
beleidigte Tonfall falsch“, fügte Ernst hinzu. Scharf kritisierte er
die Überlegung einiger Realpolitiker, eine eigenständige
Ost-Landesgruppe innerhalb der Partei zu gründen. „Zurück zur alten
PDS? Das wäre absolut hirnrissig“, sagte Ernst. „Ein Zurück zur alten
WASG wäre übrigens genauso hirnrissig. Die Partei muss weiter
zusammenwachsen, der Weg zurück führt nur in die
Bedeutungslosigkeit.“
Der Parteichef distanzierte sich zugleich von seiner
Co-Vorsitzenden Gesine Lötzsch, die mit ihren Kommunismus-Äußerungen
für Aufregung gesorgt hatte. „Kommunismus ist kein Ziel der Linken“,
sagte Ernst. „Viele denken bei dem Begriff an Stalin und die Mauer
und weniger an die Verfolgung von Kommunisten durch die Nazis. Mit
Ideologie kann man keinen Blumentopf gewinnen.“
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stern-Reporter
Jens König
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