Die Klinikchefs in Kiel und in Lübeck begehren
massiv auf gegen den rigorosen Sparkurs des Vorstands des
Uniklinikums Schleswig-Holstein (UKSH). Das berichten die „Lübecker
Nachrichten“ (Freitag-Ausgabe).
In einem zweiseitigen Brandbrief an Ministerpräsident Peter Harry
Carstensen (CDU) wehren sich die Chefärzte dagegen, dass „die
universitäre Patientenversorgung einer ausgeglichenen Bilanz geopfert
werden soll“. Der Wirtschaftsplan für dieses Jahr stehe den
„Bedürfnissen der Patienten entgegen“ und verschlechtere die
Arbeitsbedingungen drastisch. Das werde zum „Abbau der medizinischen
Leistungen und zur Verschlechterung der Patientenversorgung“ im Land
führen. Die Vorgaben für 2011 seien schlicht „nicht erfüllbar“.
„Wir arbeiten schon am Limit“, sagt Prof. Klaus Diedrich,
Ärztlicher Campusdirektor Lübeck. „Der Brief ist ein Aufschrei.“
Prof. Hans-Peter Bruch, Chef der Chirurgie: „Wir haben Angst um das
Patientenwohl, da hört die Freundschaft auf.“ Es gehe nur noch darum,
eine schwarze Null zu erreichen. „Das eigentliche Ziel, das
Patientenwohl, ist am UKSH verloren gegangen.“ 80 Prozent der
Mitarbeiter hätten innerlich gekündigt. Nach Aussagen der Professoren
wurde ihnen das Budget in diesem Jahr um zehn Prozent gekürzt.
Die Meuterei der Klinikchefs hat Gewicht: Sie geht von Kiel aus.
39 Professoren – darunter der Ex-Vorstandschef Bernd Kremer – haben
das Schreiben verfasst und bringen damit UKSH-Vorstand Jens Scholz in
Misskredit – einen Mann aus ihren Reihen. Scholz war Chef der Kieler
Klinik für Anästhesiologie. Alle Lübecker Professoren legten mit
einem zweiten Brief nach. Sie wollen sich der „eindrucksvollen und
deutlichen“ Darstellung der Probleme anschließen. In der
Staatskanzlei arbeite man an einer Antwort, so ein Sprecher.
Die Kritik der Klinikchefs trifft Vorstand und Land in einer
sensiblen Phase. Derzeit versucht das Land einen Käufer für das UKSH
zu finden oder einen Investor, der die Gebäude saniert.
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