Bis zu 15 Milliarden Euro ließen sich, nach
Ansicht der Verbraucherschützer in Deutschland, im Gesundheitsbereich
„ohne weiteres“ einsparen, hätte die Bundesregierung den Mut zu einer
wirklichen Gesundheitsreform aufgebracht. Gerd Billen, Chefs des
Bundesverbands der Verbraucherzentralen, sagte in einem Interview mit
der „Leipziger Volkszeitung“ (Donnerstag-Ausgabe) zur gestern vom
Bundeskabinett verabschiedeten Reform: „Die allermeisten der
Kassenpatienten werden mehr bezahlen müssen. Bei sehr vielen Kassen
wird es zu Zusatzbeiträgen kommen. Ein Teil dieser Kostensteigerungen
hätte vermieden werden können, hätte sich die Regierung getraut, der
Pharmaindustrie und den Apothekern mehr von dem abzuknöpfen, was sie
an unserem Gesundheitssystem verdienen.“
Für Billen steht angesichts eines Gesamtumsatzes im
Gesundheitssystem von rund 160 Milliarden Euro jährlich fest: „Zehn
bis 15 Milliarden Euro kann man ohne weiteres bei Medikamenten, in
Krankenhäusern und bei Ärzten einsparen. Damit ließen sich die
Kassenbeiträge deutlich senken.“
Gewinner der von Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) zu
verantwortenden Reform sind, nach Ansicht der Verbraucherschützer,
die privat Versicherten. „Ein großer Mangel dieser Reform ist es, das
sich privat Versicherte aus der gesellschaftlichen Solidarität
herausstehlen können. Sie müssen sich nicht ausreichend an der
Solidarfinanzierung unseres Gesundheitssystems beteiligen. Profiteure
sind die Jungen und Gesunden, während die Alten, die chronisch
Kranken und auch die Ärmeren stärker belastet werden“, so Billen.
„Der soziale Ausgleich zwischen den Generationen, zwischen
verschiedenen Bevölkerungsschichten und zwischen gesetzlich und
privat Versicherten ist ungenügend.“
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