Fast scheint es auch, als stehe Angela
Merkel kurz davor, sich nach zehn Jahren Parteivorsitz und fünf
Jahren im Amt als Bundeskanzlerin zu Tode zu siegen. Von den
Landesfürsten kann ihr keiner mehr gefährlich werden. Die einen sind
zu klein, wie Carstensen, oder sie sind amtsmüde, wie von Beust oder
Böhmer. Und andere, wie Oettinger, Koch, Rüttgers und nun auch der
ins Bellevue weggelobte Wulff, sind der Kanzlerin abhanden gekommen,
obwohl sie in der Union ganz oben waren. Es wird einsam um Angela
Merkel, die sich eingestehen muss, dass sie es nicht verstanden hat,
in der Koalition Vertrauen zu stiften. Wulffs holprige Wahl brachte
ihr nicht den erhofften Befreiungsschlag.
Selten hat eine Präsidentenwahl so polarisiert. Das lag zum einen
an den Kandidaten – der „linke liberale Konservative“, wie Gauck sich
selbst nennt, war wohl vielen Vertretern der Koalition doch näher als
der smarte Schwiegersohn-Typ Wulff. Zum anderen aber lag es noch mehr
an den Parteien, bei denen sich die Erkenntnis breit macht, dass das
Mauscheln um Stimmen, die Debatten um den Fraktionszwang nicht nur
das zu wählende Amt beschädigen, sondern auch politisch ein Selbsttor
werden können. Für die Kanzlerin könnte dieser Tag zur beginnenden
Götterdämmerung werden.
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