Märkische Oderzeitung: Kommentarauszug zu Enquete-Kommission Brandenburg/Gutachten zur Medienlandschaft

Gewissheit erlangt man nicht vom
Hörensagen, hat der Alte Fritz postuliert. Das gilt auch hier. Vor
allem gilt die Verpflichtung zu unvoreingenommener wissenschaftlicher
Distanz, wenn ein Gutachten eines sein will. Es ist unbestreitbar,
dass im Zuge der friedlichen Revolution und der Wiedervereinigung
manches anders lief, als man es im zweiten Anlauf anpacken würde.
Nur: Es hätte keine zweite Chance gegeben – und es gab keine
Blaupause für diesen Umbruch. Zwanzig Jahre später zum Schluss zu
kommen, alle DDR-Journalisten sind nur als SED-Sprachrohre
ausgebildet und einmal SED-Zeitung, immer SED-Zeitung – das ist
kleines Karo. Das hat wenig mit dem Kampf gegen alte
Stasi-Seilschaften zu tun, sondern entwertet den Willen, die
Lernfähigkeit und die Lebensleistung einer ganzen Generation. Und es
widerspricht der realen Erinnerung der meisten an diesem
tiefgreifenden Umbau Beteiligten

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