Als Walter Ulbricht am 15. Juni 1961 zur
Pressekonferenz lud, wirkte das souverän. Doch die SED-Führung war
viel schwächer, als es den Anschein hatte. 1961 war das Ende der DDR
absehbar. Am 13. August wurde dann nicht nur eine Bevölkerung
eingemauert, sondern auch der Traum vom menschlichen Sozialismus
wieder ein Stück tiefer ins Grab gelegt. So wie Stalin Millionen
verhungern und ermorden ließ, so sah sich die SED gezwungen, die
Bevölkerung einzusperren. Es ging um die Machterhaltung. Es ging
aber auch um die Aufrechterhaltung einer Ideologie, nach der es
geboten war, Menschen zu einem Glück zu zwingen, dessen Grundlagen
man gar nicht schaffen konnte. Ob sich Ulbricht nun verplappert hat
oder ob er ein zynisches Spiel betrieb, ist nicht wesentlich. In
jedem Fall offenbarte Ulbricht, wie sehr er die Freiheit des
einzelnen verachtete.
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