Frankfurt (Oder). Der ehemalige
Verteidigungs-Staatssekretär Walther Stützle hat heftige Kritik am
zurückgetretenen Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu
Guttenberg geäußert. „Guttenberg hat eine Reform angekündigt und
einen Scherbenhaufen hinterlassen“, sagte der Sicherheitsexperte der
Märkischen Oderzeitung (Mittwochausgabe). Guttenberg habe die
Wehrpflicht ausgesetzt, habe jedoch nicht dafür gesorgt, dass die
Personallücke geschlossen wird. „Man kann sagen, er hat sich
verhalten wie ein Brunnenwasserlieferant, der den ergiebigen Brunnen
stilllegt, bevor er einen neuen erschlossen hat“, sagte Stützle dem
Blatt. Die Bundeswehr brauche bei einer angestrebten Stärke von 185
000 Soldaten pro Jahr etwa 20 000 Freiwillige. Bisher bewegten sich
diese Zahlen nur im dreistelligen Bereich. Die Zahl von 185 000 sei
darüber hinaus verteidigungspolitisch nicht zu erklären. Stützle warf
Guttenberg vor, die Bündnisverpflichtungen in NATO und EU aus den
Augen verloren zu haben. „Daran hätte man den nötigen Personalbestand
und die aufzuwendenden Mittel ausrichten müssen“, betonte der
Verteidigungsexperte. „Die Bundeswehrreform à la Guttenberg ist ein
weiterer Beweis für die Renationalisierung von Außen- und
Sicherheitspolitik“, fügte Stützle hinzu. Guttenbergs Nachfolger
Thomas de Maizière müsse sich nun „Zeit nehmen, um einen Plan zu
entwickeln, mit dem der Personalnotstand überwunden wird“, sagte
Stützle. Er vermutet, dass eine Abberufung Guttenbergs nur eine Frage
der Zeit war. „Es ist wohl keine leichtfertige Vermutung, wenn man
sagt: Wäre Guttenberg nicht über die Plagiatsaffäre gestürzt, dann
hätte ihn die Kanzlerin spätestens im Sommer als gescheiterten
Fachminister entlassen müssen.“
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