McKinsey: Bis 2030 fehlen imöffentlichen Sektor in Deutschland 730.000 Mitarbeiter

Studie: Alarmierender Mangel im öffentlichen Sektor
– Jeder dritte Beschäftigte geht in den nächsten zwölf Jahren in den
Ruhestand – Nachwuchsmangel bedroht Handlungsfähigkeit der Behörden

Der öffentliche Sektor in Deutschland steuert auf einen
dramatischen Fachkräftemängel zu: Bis 2030 wird dort mehr als jeder
dritte Beschäftigte in Rente gehen. Da es den Behörden zugleich an
Nachwuchs mangelt, klafft eine Personallücke von über 730.000
Beschäftigten. Davon entfallen ungefähr 400.000 auf die mittlere
Führungsebene, die für die Umsetzung von Zukunftsinitiativen von
besonderer Bedeutung ist. Dies sind zentrale Ergebnisse einer neuen
Studie der Unternehmensberatung McKinsey & Company mit dem Titel „Die
Besten, bitte – Wie der öffentliche Sektor als Arbeitgeber punkten
kann“. Für die Studie wurden 165 Führungskräfte des öffentlichen
Dienstes befragt und die aktuellsten Personalstatistiken aus Bund und
Ländern ausgewertet.

„Die Handlungsfähigkeit der öffentlichen Hand ist gefährdet“,
sagte McKinsey-Seniorpartner Sebastian Stern bei der Vorstellung der
Studie in Berlin. Von aktuell insgesamt 44,7 Mio. Erwerbstätigen in
Deutschland arbeiten 4,7 Mio. im öffentlichen Dienst. „Davon werden
unseren Daten zufolge ungefähr 1,8 Mio. in den kommenden zwölf Jahren
in Rente bzw. Pension gehen – das ist mehr als jeder Dritte.“ In
deutschen Behörden werden laut McKinsey-Analyse in den kommenden
zwölf Jahren aber nur knapp 1,3 Mio. Nachwuchskräfte nachrücken.
Gleichzeitig existiert bereits heute eine Personallücke im
öffentlichen Sektor, die der „dbb Beamtenbund und Tarifunion“ auf
185.000 Stellen beziffert. In Summe ergibt das eine Personallücke von
rund 730.000 Beschäftigten bis 2030. „Verglichen mit anderen Branchen
ist der prognostizierte Personalmangel im öffentlichen Sektor damit
am größten“, stellte McKinsey-Berater Stern fest.

Jeder zweite Bewerber lehnt Angebot ab

Die Umfrage unter Führungskräften zeigt: Der öffentliche Sektor
hat bereits heute Schwierigkeiten, talentierte Nachwuchskräfte zu
gewinnen. 90% der Befragten schätzen dies als Herausforderung ein,
nur 10% sind aktuell nach eigener Einschätzung mit der
Personalgewinnung zufrieden. Jeder dritte Befragte räumt ein, dass
mittlerweile fast 50% der Bewerber, die von ihrer Organisation ein
Vertragsangebot erhalten, dieses ablehne. 77% der Befragten
berichten, dass die besten Studierenden eines Jahrgangs nur selten
oder nie in ihrer Organisation anfangen. Und: 72% der befragten
Führungskräfte bemängeln das Fehlen eines Wertversprechens in ihrer
Organisation oder kritisieren, dass dieses veraltet ist. Julia Klier,
McKinsey-Partnerin und Koautorin der Studie: „Besonders eklatant wird
sich der Mangel bei Nachwuchskräften mit akademischem Hintergrund
bemerkbar machen. 2030 werden im öffentlichen Dienst über 40o.000
Hochschulabsolventen fehlen.“ Das seien Beamte der Besoldungsgruppen
A9 aufwärts bzw. Tarifangestellte der Entgeltgruppen E9 und höher.
Dieser Nachwuchs sei für die spätere Besetzung der mittleren
Führungsebene in Behörden entscheidend, etwa für die Besetzung von
Unterabteilungs- oder Referatsleiterposten auf Bundes-, Landes- und
kommunaler Ebene. Julia Klier: „Es werden also gerade diejenigen
Beschäftigten fehlen, die Personaleinsätze koordinieren und
notwendige Arbeitsabläufe steuern, um Aufgaben in einem Projekt oder
in Linienverantwortung erfolgreich abzuschließen.“

Ohne diese mittlere Führungsebene würden dringende
Zukunftsinitiativen – wie etwa Strategien zur Digitalisierung und zum
Klimaschutz – nur schleppend oder im schlimmsten Fall gar nicht
umgesetzt.

Die Befragung der Führungskräfte lässt auch Rückschlüsse zu auf
die Gründe, warum sich der öffentliche Sektor als Arbeitgeber so
schwertut und viele Mitarbeiter an die Privatwirtschaft verliert:
Unerfüllte Gehaltswünsche nennen 59% der Befragten als Grund, gefolgt
vom Mangel an Aufstiegsmöglichkeiten (52%) und fehlenden
inspirierenden Führungskräften (35%).

Besseres Wertversprechen, attraktivere Karrierepfade

Um die Rekrutierung und Entwicklung von Beschäftigten auf der
mittleren Führungsebene zu stärken, sollten die Behördenchefs
McKinsey zufolge jetzt handeln. Konkret nennt die Studie sechs
Ansatzpunkte, um die Personalentwicklung im öffentlichen Sektor zu
verbessern. Dazu zählen ein überzeugendes Wertversprechen, das den
Nutzen für die Allgemeinheit in den Mittelpunkt stellt, ebenso wie
das Angebot transparenter und attraktiver Karrierepfade für
Leistungsträger, eine inspirierende Arbeitsatmosphäre und das Angebot
attraktiver Weiterbildungsmodelle. Nachwuchsrekrutierung und
-entwicklung sollten zentrale Führungsaufgabe sein. Außerdem sollte
der öffentliche Sektor sich um einen stärkeren Austausch mit der
Privatwirtschaft kümmern, beispielsweise durch das gegenseitige
Entsenden von Nachwuchsführungskräften.

Die Studie „Die Besten, bitte“ finden Sie zum Download unter:
http://mck.de/tn4kj

Über McKinsey

McKinsey & Company ist die in Deutschland und weltweit führende
Unternehmensberatung für das Topmanagement. In partnerschaftlicher
Zusammenarbeit mit den Klienten bietet McKinsey unter anderem
strategische Beratung, digitale und analytische Transformation,
Talententwicklung, Risikomanagement, Marketing, Design,
Prozessoptimierung und funktionale Exzellenz für Privatunternehmen,
öffentliche Einrichtungen und soziale Organisationen. Zu den Klienten
zählen 28 der 30 DAX-Konzerne. In Deutschland und Österreich ist
McKinsey mit Büros an den Standorten Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am
Main, Hamburg, Köln, München, Stuttgart und Wien aktiv, weltweit mit
über 120 Büros in 65 Ländern. Gegründet wurde McKinsey 1926, das
deutsche Büro 1964. Globaler Managing Partner ist Kevin Sneader, für
Deutschland und Österreich zuständig ist seit 2014 Cornelius Baur.

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