Mit einer großen Diskussionsveranstaltung in Berlin ist gestern
die diesjährige media coffee-Reihe der dpa-Tochter news aktuell zu
Ende gegangen. Eine der Kernthesen: Jedes Unternehmen muss heute
Content-Produzent sein. In unserer Gesellschaft, deren Wahrnehmung
sich in viele Mikro-Öffentlichkeiten aufspaltet, ist die direkte
Kommunikation mit Kunden und Märkten unverzichtbar. Knapp 350
PR-Fachleute und Journalisten waren gestern unter dem Titel
„Kommunikation 2020: Aufbruch in ein neues Informationszeitalter?“ zu
Gast in der Berliner Kalkscheune. Moderator der Diskussionsrunde war
Medienautor Kai-Hinrich Renner vom Hamburger Abendblatt.
Dass es nach wie vor eine immense Herausforderung für Verlage ist,
mit journalistischen Produkten im Internet Geld zu verdienen,
unterstrich Internetexperte und Kommunikationsberater Sascha Lobo.
„Es ist noch nicht herausgefunden worden, wie sich professioneller
Journalismus im Internet refinanziert. Ich erwarte aber von den
Verlegern, dass sie das möglich machen.“ Lobo machte außerdem
deutlich, wo er die wesentliche Veränderung im
Kommunikationsverhalten sieht. Seiner Meinung nach muss heute jedes
Unternehmen selber Content produzieren. Im Hinblick auf die Existenz
zahlreicher paralleler Mikro-Öffentlichkeiten im Internet sind Firmen
aufgefordert, direkt mit Kunden und Märkten zu kommunizieren, um am
dortigen Dialog teil zu haben. „Die Leute informieren sich heute viel
atomisierter“, schlussfolgerte Lobo.
Eine andere Erwartung an die Entwicklung der Mediengesellschaft
machte Verleger und Geschäftsführer der Wochenzeitung „Der Freitag“
Jakob Augstein deutlich. Für ihn sei es die Kernfrage, wer, wenn
nicht die Medien, in Zukunft die Rolle der vierten Gewalt wahrnehmen
solle. Dass Blogger jemals eine tragende Korrekturfunktion innerhalb
der Gesellschaft wahrnehmen könnten, wie es heute Zeitungen, TV und
Radio täten, bezweifelte Augstein sehr: „Ich bin für Institutionen.“
Deshalb werde die gesellschaftliche Bedeutung der Medien auch trotz
Facebook und Bloggern in Zukunft weiterhin sehr hoch sein. „Im Kern
hat sich die Aufgabe von Journalisten nicht geändert. Nur das Umfeld
ist ein anderes“, so Augstein.
Einen ähnlichen Standpunkt nahm Jan-Eric Peters ein. Der
Chefredakteur der WELT-Gruppe aus dem Axel Springer Verlag blickte
ausgesprochen optimistisch in die Zukunft. „Heute arbeiten in den
Medien viel mehr Menschen als noch vor zehn Jahren. Für Journalisten
ist ein traumhaftes Zeitalter angebrochen.“ Trotzdem räumte er ein,
dass im Hinblick auf Internet und Social Media die Anforderungen an
die Medienschaffenden deutlich gestiegen seien. „Journalisten müssen
heute mehr tun. Das Publikum ist größer geworden.“ Dass
Qualitätsjournalismus und Social Media dabei etwas Gegensätzliches
sind, wollte er nicht gelten lassen und machte den hohen Stellenwert
von sozialen Netzwerken wie Facebook für seine Redaktion deutlich:
„Wir wollen dort empfohlen werden. Und das kriegt man nur mit
Qualität hin.“
Axel Wallrabenstein von der PR-Agentur Publicis Consultants sieht
dagegen die Verlage heute und in Zukunft in einer schwierigen
Situation. „Die klassischen Medien sind nach wie vor wichtig, aber
haben an Bedeutung verloren. Ich glaube, dass das Thema
investigativer Journalismus in zehn Jahren keine große Rolle mehr
spielen wird. Das werden all die Echtzeitjournalisten via Twitter,
Facebook oder Blogs übernehmen.“ Insgesamt beobachtet er, dass für
seine Kunden die öffentliche Wahrnehmung via redaktionelle Beiträge
nicht mehr so dominant im Vordergrund stehe wie noch vor ein paar
Jahren. „Journalismus ist nicht mehr kriegsentscheidend“, so
Wallrabenstein.
Weitere Informationen über die media coffee-Reihe „Kommunikation
2020: Aufbruch in ein neues Informationszeitalter?“:
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Blogbeitrag über die gestrige Diskussionsrunde in Berlin:
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