Merkel glaubt nicht an Karriereende von Westerwelle – Kanzlerin im stern: „Wer hoheÄmter anstrebt, muss auch mit starkem Gegenwind leben können“

Bundeskanzlerin Angela Merkel glaubt nicht, dass
das Karriereende des unter heftigen Beschuss geratenen FDP-Chef Guido
Westerwelle bevor steht. „Guido Westerwelle hat wie jeder, der mal
ein Tief durchlebt, gute Chancen, schon bald auch wieder ganz anders
beurteilt zu werden“, sagte Merkel in einem Interview in der neuen,
am Donnerstag erscheinenden Ausgabe des Hamburger Magazins stern.

Westerwelle wird in den eigenen Reihen für den miserablen Zustand
der FDP verantwortlich gemacht und als „Klotz am Bein“ bezeichnet.
„Wer in der Politik hohe Ämter anstrebt, muss gelegentlich auch mit
starkem Gegenwind leben können“, sagte Merkel dem stern. Die
Kanzlerin bezeichnete die Möglichkeit eines schwarz-grünen Bündnisses
nach den Bundestagswahlen 2013 als Träumerei. „Bei der nächsten
Bundestagswahl wird es bei Rot-Rot-Grün starke Kräfte geben, die auf
eine Koalition drängen, dahin gehen doch die wahren Absichten, und
das halte ich aus heutiger Sicht viel wahrscheinlicher als
Schwarz-Grün.“ Merkel: „Ich brauche meine ganze Kraft nicht zum
Träumen, sondern dafür, dass wir diese Koalition für eine gute
Politik zum Wohle unseres Landes nutzen.“

In dem stern-Gespräch sagte Merkel, sie sei „ausgesprochen stolz,
dass ich jetzt seit über fünf Jahren Kanzlerin bin.“ Auf die Frage,
ob sie nie „richtig Geld verdienen“ wolle, sagte die CDU-Vorsitzende:
„Eine Bundeskanzlerin verdient ja nun wirklich nicht schlecht.“

Der Börsengang der Bahn steht für Merkel aktuell nicht auf der
Tagesordnung. „Es bleibt ein Ziel, aber die Bürger haben für dieses
Ziel kein Verständnis, solange die Bahn die Bürger nicht davon
überzeugt, dass und wie sie die Schwierigkeiten schnell bewältigt,
die zum Beispiel um die Weihnachtszeit aufgetreten sind.“ Merkel will
im laufenden Jahr dennoch nicht auf die 500 Millionen Euro, die die
Bahn an den Bundeshaushalt abführen muss verzichten. „Am Haushalt
2011 ändern wir nichts mehr. Und die Bahn kann ihre Probleme auch
nicht in einem Jahr überwinden.“ Die Verbesserung der Situation der
Bahn werde aber in den nächsten Jahren „ein Schwerpunkt“ sein, sagte
die Kanzlerin in dem stern-Interview.

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stern-Redakteur
Axel Vornbäumen
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