Michael Heise: –Europa muss sich auf den Extremfall vorbereiten–

Die von der griechischen Regierung geplante Volksabstimmung über die Beschlüsse des Euro-Gipfels birgt erhebliche Risiken. Michael Heise, Chefvolkswirt der Allianz Gruppe, spricht in einem Interview mit allianz.com über mögliche Ausgänge des Referendums und Konsequenzen für Europa.

Herr Heise, die Entscheidung der griechischen Regierung hat viele überrascht. Was kann jetzt passieren?

Michael Heise: Im Falle eines positiven Ausgangs wäre der griechischen Regierung bei ihren Konsolidierungsanstrengungen zwar der Rücken gestärkt. Das Risiko einer Ablehnung der Beschlüsse durch die Mehrheit der Wähler dürfte jedoch beträchtlich sein.

Und wenn die Griechen dagegen entscheiden?

Heise: Ein negativer Ausgang des Referendums zöge den unmittelbaren Kollaps der Staatsfinanzen nach sich. Ein Verbleib Griechenlands in der Eurozone wäre dann ziemlich unwahrscheinlich. Es bleibt zu hoffen, dass sich die griechische Bevölkerung die Gefahren eines Neins klar bewusst macht. Für die Politik in Europa bedeutet das griechische Referendum, sich spätestens jetzt auf den Extremfall vorzubereiten.

Was wäre der Extremfall?

Heise: Als erstes wäre eine europaweite Bankenkrise zu verhindern. Hierfür dürften die notwendigen Mittel seitens der Länder und des Rettungsschirms in ausreichendem Umfang zur Verfügung stehen. Zweitens wären Länder wie Portugal und Irland wohl von Spekulationen eines ähnlichen Szenarios betroffen. Derartige Spekulationen dürften aber abebben, sofern die Politik in diesen Ländern ihren konsequenten Kurs fortsetzt.

Wie kann Europa dann Ihrer Meinung nach gegen den Extremfall steuern?

Heise: Wichtig ist nun vor allem, dass die noch offenen Detailregelungen zu den neuen Instrumenten des Euro-Rettungsschirms und zur erweiterten Privatgläubigerbeteiligung rasch geklärt werden. Zu viel Perfektionismus in der Ausgestaltung ist derzeit nicht angebracht.

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