Das ägyptische Volk hat gesiegt. Der Druck wurde zu
groß, im Inneren allemal und wohl auch von außen. Vorhersehbar und
schließlich mit nicht einmal einem Tag Verspätung musste der alte
„Pharao“ Mubarak doch noch von der Macht lassen; sein Schicksal ist
vorerst ungewiss. Ungewiss ist aber auch die politische Zukunft
seines Landes. Das hat sich zwar nun erfolgreich von seinem Despoten
getrennt. Doch ob es mit der Machtübernahme des Militärs einen Tausch
zum Besseren gemacht hat, muss sich erst noch weisen. Zwar sollen der
Ausnahmezustand aufgehoben, die Verfassung erneuert und Wahlen
vorbereitet werden. Die Opposition werde dabei einbezogen,
versprechen die neuen Herren. Doch wer sind diese genau, und wer ist
die Opposition? Wird sich tatsächlich ein echter Übergang ermöglichen
lassen, und kann er wirklich ohne massive Umwälzungen stattfinden,
die doch noch zu Gewalt führen? Fest steht: Das große Land am Nil
wird auf absehbare Zeit ein Unruheherd bleiben, dessen Entwicklung
kaum berechenbar sein dürfte. Das hat möglicherweise ganz
unmittelbare Folgen für den Nahostkonflikt zwischen Israel und seinen
arabischen Nachbarn, in dem Ägypten bisher ein eindeutig
stabilisierender Faktor war. Die Stabilität der gesamten Region droht
aber auch deshalb ins Wanken geraten, weil die erfolgreiche
ägyptische Revolution, nach der tunesischen nun schon die zweite,
ganz sicher auch Auswirkungen auf die innenpolitische Situation in
den anderen arabischen Gesellschaften haben wird, die ebenfalls von
tiefer Unzufriedenheit mit den autokratischen Herrschaftssystemen
durchzogen sind – wovon nicht zuletzt ein von diesen bislang meist
mehr oder weniger unterdrückter aggressiver Islamismus profitieren
dürfte. Klar ist auch: Der Westen wird es nicht leicht haben, den zur
Freiheit aufbrechenden arabischen Völkern dabei gute Dienste
anzubieten. Seine Kumpanei mit den bisherigen Machthabern hat ihn
nicht gerade empfohlen.
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