Es ist im Prinzip schnell beschrieben: Jeder,
der in und um Regensburg am Verkehrsgeschehen teilnimmt, findet die
Situation zum aus der Haut fahren. Gerade in den letzten Jahren hat
sich die Lage derart verschlimmert, dass man vor allem in den
Stoßzeiten todfroh ist, wenn man nirgendwo hinmuss. Wobei sich die
Phasen der Stoßzeiten massiv ausdehnen und im Gegenzug die Momente,
in denen man relativ sicher von fließendem Verkehr ausgehen kann,
drastisch abnehmen. Wir können uns das nicht mehr leisten. Und wir
wollen das auch nicht mehr. Da geht es Unternehmen genauso wie
Pendlern, Umlandbewohnern nicht anders als Stadtbewohnern. Es
betrifft den Radfahrer genauso wie den Busnutzer, den Autofahrer und
den Bahnpassagier. Wohin man auch blickt und welche Situation man
auch betrachtet – es läuft nicht mehr. Das wird auch nicht viel
besser sein, wenn die A3 sechsspurig ausgebaut ist. Der Frust nimmt
auf allen Ebenen zu. Bei den Unternehmen, die nicht mehr wissen, wie
sie Mitarbeiter und Material rechtzeitig dorthin bringen sollen, wo
sie gebraucht werden. Bei den Privatpersonen genauso, die auch nicht
verlässlich planen können. Diese Verärgerung drückt sich im Verhalten
auf der Straße aus. Ellbogen raus, der Fahrer im Nachbarauto oder der
Radler neben mir ist mein Gegner und gleich mein Feind – so agieren
wir mittlerweile. Regensburg und zunehmend auch der Landkreis sonnen
sich im wirtschaftlichen Aufschwung. Vor lauter Euphorie über den
eigenen Glanz scheinen die damit verbundenen Begleiterscheinungen zu
lange aus dem Blickfeld geraten zu sein. Das trifft auf das Megathema
Wohnen genauso zu wie auf die Verkehrsinfrastruktur. (Nicht nur)
Wirtschaftlicher Erfolg zieht Menschen an und erfordert Anpassungen
an deren Bedürfnisse. Es haben ja nicht nur die Unternehmen mehr
Mitarbeiter eingestellt. Auch die Hochschulen sind gewachsen, die
Uniklinik und weitere Einrichtungen bilden inzwischen ein großes
Gesundheitszentrum. All das wirkt in der Stadt und weit darüber
hinaus. Allerdings haben die politischen Prozesse nicht Schritt
gehalten. Verzahnte Planungen über Kommunalgrenzen hinweg finden nach
wie vor viel zu wenig statt. Wie viele Verkehrskonferenzen haben wir
in den vergangenen Jahren erlebt? Alle Teilnehmer waren sich einig,
dass es große Probleme gibt. Nur zeitigen die Erkenntnisse wenig
praktische Konsequenzen. Der öffentliche Nahverkehr ist zu
Regensburg-Hauptbahnhof-konzentriert. Auf der Bahnstrecke warten wir
seit Jahren auf den Walhalla-Stop beim Gewerbepark. Eine Stadtbahn
ohne Fortsetzung in den Landkreis oder wenigstens eine passgenaue
Schienenanbindung auch jenseits des Hauptbahnhofs verschenkt ihr
Potenzial. Die Busse stecken selbst viel zu sehr im Stau. Fahrpläne
dienen deshalb häufig bestenfalls der groben Orientierung,
verlässlich sind sie absolut nicht. Radverbindungen sind nach wie vor
lückenhaft und zu stark mit dem Autoverkehr verflochten. Wenn die IHK
und die Handwerkskammer nun Alarm schlagen, dann sollte das ein
Weckruf sein, endlich in die Gänge zu kommen. Die Wirtschaft fleht
geradezu um ein gemeinsames Verkehrskonzept von Stadt und Land. Der
Zeitpunkt scheint nah, an dem die wirtschaftliche Anziehungskraft des
Großraums Regensburg schwächer wird als die abstoßende Wirkung seines
Verkehrschaos. Allerdings sollten die Wirtschaftsverbände nicht nur
die möglichst flüssige und freie Erreichbarkeit der Stadt im Blick
haben. Klar müssen Handwerker zum Kunden kommen und Geschäfte
beliefert werden. Schön wäre es aber auch, wenn die Unternehmen eine
Entlastung der Bewohner anbieten könnten. Eine Beschränkung der
Lieferzeiten und gesammelte Lieferverkehre mit Elektrokleinlastern
wäre zum Beispiel so eine prima Geste.
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