Mittelbayerische Zeitung: Die verblasste Leuchtmarke

Von Thomas Dietz

Es ist immer schockierend, wenn ein glanzvolles Mammutunternehmen
wie Kodak am Abgrund steht. Kodaks gelbes Logo und seine leuchtenden
Fotofarben waren jahrzehntelang Inbegriff für amerikanischen
Fortschritt und Optimismus – Agfa war der ewige grünstichige Zweite.
Mit seinen brillanten Analogfilmen hat Kodak so ungeheuer viel Geld
verdient, dass wohl der Verstand flöten ging. Allein das Geschäft mit
der US Air Force, die Spezialfilme für Spionageflüge brauchte, war
legendär. Das erste Kodak-Fiasko fand in den 70er-Jahren statt, als
das Konkurrenzmodell zur Polaroid-Sofortbildkamera nach der
Totalniederlage vor Gericht eingestellt wurde. Wenn
Erbsenzähler-Manager in einem extrem profitablen Betrieb
Befehlsgewalt haben, kommen eben so katastrophale Fehlentscheidungen
zustande wie die, die Digitalfotografie (die man selbst mit erfunden
hat!) hintanzustellen, weil der bewährte Chemiefilm auf
abgeschriebenen Maschinen so enorm viel abwirft. Das Ergebnis ist
etwa so, als müsste Daimler-Benz nach Einführung des E-Motors 50 000
Mitarbeiter entlassen. Der Markt macht die Musik und nicht das
Management.

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