In nicht einmal zwei Jahren hat Donald Trump 
die USA von der Führungsmacht des Westens zu einer Lachnummer 
degradiert. Sprichwörtlich. Als der Präsident in seiner zweiten Rede 
vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen die „unvergleichlich 
großartigen Leistungen“ seiner Regierung hervorhob, brachen die 
Staats- und Regierungschef spontan in Gelächter aus. Während sich das
„Enfant terrible“ der Weltpolitik freut, wenn andere sich über seine 
Provokationen aufregen, geht es dem Narzissten sichtbar unter die 
Haut, ausgelacht zu werden. Diese Reaktion erweist sich als 
effektives Rezept, den selbstverliebten Präsidenten zu verunsichern. 
Dabei ist der Entwurf seiner parallelen Wirklichkeit vor den 
Vereinten Nationen in der Sache eine ziemlich traurige Angelegenheit.
Zumal Trump kaum jemand in diese Sphären folgen möchte, in denen sich
früher einmal illusionäre Sowjetführer, arabische Despoten und 
lateinamerikanische Populisten bewegt haben. Niemand dürfte sich mehr
über die Selbstdemontage freuen, als die Volksrepublik China, die von
dem Rückzug der Supermacht profitiert, wie kein anderes Land. Es 
verheißt nichts Gutes für die Welt, wenn das kommunistische Regime in
Peking als verlässlicher und vernünftiger gesehen wird, als die USA. 
Das öffnet der Volksrepublik in vielen Teilen der Welt die Tür für 
ihre Scheckbuch-Diplomatie. Ironischerweise versteht gerade die 
Volksrepublik Trumps außenpolitisches Konzept – das aus dem 19. 
Jahrhundert stammt, in dem souveräne Großmächte in Rivalität 
zueinander standen – besser für sich zu nutzen, als dessen Verfechter
auf der Bühne der Vereinten Nationen. Wenn Trump gegen die „Ideologie
des Globalismus“ wettert, unterminiert er die Ordnung, die Amerika 
nach dem Zweiten Weltkrieg selber geschaffen hat. Dass es dabei nicht
bleibt, zeigt die Praxis der zurückliegenden Monate. Der 
„Amerika-Zuerst“-Präsident brach einen Handelskrieg mit China vom 
Zaun, stellte das Freihandelsabkommen Nafta in Frage und bedroht die 
Europäische Union mit weiteren Strafzöllen. Er stieß den Partnern 
beim G7-Gipfel in Kanada vor den Kopf, ätzte gegen die Nato und 
drohte den Unterstützern des Internationalen Strafgerichtshofs in Den
Haag. Gleichzeitig zog er die USA aus dem UN-Menschenrechtsrat, der 
Weltkultur-Organisation Unesco und dem Flüchtlingshilfswerk für die 
Palästinenser heraus. Und predigt nationalstaatlichen Egoismus, der 
als „Souveränität“ verpackt daherkommt. Er sei der „Präsident der 
Vereinigten Staaten“, nicht „der Präsident der Welt“. Nirgendwo wird 
der schwindende Einfluss deutlicher als in Bezug auf den Iran. 
Während Trumps Appell zur Isolierung des Gottesstaates verpufft, 
formiert sich eine Koalition aus Europäern, Russen und Chinesen, die 
an den Prinzipien der Berechenbarkeit und Zuverlässigkeit festhalten 
will. Im offenen Widerspruch zu Trump soll eine Zweckgesellschaft 
gegründet werden, deren einziges Ziel darin besteht, die einseitigen 
Sanktionen der USA zu unterlaufen. Keine zwei Jahre nach Beginn der 
„Amerika-First“-Präsidentschaft zeichnet sich bei der Vollversammlung
der Vereinten Nationen der Versuch ab, das Vakuum zu füllen, das der 
Nationalist im Weißen Haus hinterlässt. Die Welt beginnt sich ohne 
die USA neu zu organisieren. Trump hat die Vereinigten Staaten 
erkennbar isoliert. Derweil schaffen andere Fakten. Die Handelsströme
organisieren sich ebenso neu wie politische Zweckallianzen. Der 
Abschied aus einer internationalen Ordnung, die Amerika selber 
geschaffen hat, um ihre Macht für andere verträglich zu gestalten, 
isoliert Washington und macht die US-Diplomatie ineffektiv. Wenn die 
Welt über einen US-Präsidenten lacht, zeigt das mehr als alles 
andere, wie ernst die Lage ist.
Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion 
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de
Original-Content von: Mittelbayerische Zeitung, übermittelt durch news aktuell
