Mittelbayerische Zeitung: Ein Dammbruch Kommentar zur Gentechnik in Futtermitteln

Kaum ist der Dioxin-Skandal ausgestanden, droht
jetzt die nächste Episode um verunreinigtes Tierfutter. Zwar geht es
dieses Mal nicht um giftige chemische Stoffe, sondern um gentechnisch
veränderte Organismen. Doch wie diese letztendlich auf den Menschen
wirken, kann keiner wissen. Denn die EU hat beschlossen, sich bei der
Risikoanalyse auf Drittstaaten zu verlassen. Dass künftig
geringfügige Rückstände nicht zugelassener genetisch veränderter
Pflanzen in Futtermittelimporten erlaubt sind, stellt einen Dammbruch
dar. Es ist der Beginn der Verunreinigung der Lebensmittelkette. Das
Verhalten könnte widersprüchlicher nicht sein: Zuhause vertreten
EU-Staaten wie Deutschland oder Österreich öffentlichkeitswirksam
eine strikte Anti-Gentech-Linie, in Brüssel stimmen sie hinter
verschlossenen Türen dafür. Die Ausrede „Das haben die bei der EU so
beschlossen“ wird spätestens im nächsten Wahlkampf zu hören sein.
Gewinner dieses Schauspiels ist die Futtermittel- sowie die
Gentechnikindus-trie. Die Verbraucher hingegen schauen in die Röhre.
Denn ihre mehrheitliche Ablehnung gegenüber Genmais und Co. wird mit
der Aufweichung der Nulltoleranz einfach missachtet. Und auch die
Wahlfreiheit, die jeder Konsument haben muss, wird Stück um Stück
ausgehebelt. Es hat nichts mit Schwarzmalerei zu tun, wenn
Umweltverbände vor weiteren Schritten warnen. Denn Fakt ist, dass der
beschlossene Verordnungstext auch eine Öffnungsklausel für minimale
Verunreinigungen in Lebensmitteln vorsieht. Es ist nach diesem Votum
also nur noch eine Frage der Zeit, bis Gentech-Spuren in der
Nahrungsmittelproduktion erlaubt sind.

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