Mittelbayerische Zeitung: Ein heimlicher Skandal

Von Pascal Durain

Die Schlagzeilen lesen sich Jahr für Jahr aufs Neue:
„Geisterfahrer verbreitet schrecken “ – „Wieder schwerer Unfall nach
Geisterfahrt“ – „Falschfahrer-Unfall auf A XY“. Dabei bleiben die
Zahlen jährlich immer gleich; an Wochenenden und nachts steigt die
Wahrscheinlichkeit laut ADAC auf einen Falschfahrer zu treffen um das
Doppelte. Aktuell versucht Bayern Innenminister, Geisterfahrern mit
besseren Markierungen und Beschilderungen wie auf österreichischen
Straßen entgegenzutreten. Nun kann man einwerfen, ob der Schilderwald
tatsächlich noch dichter werden soll – im Alpenstaat gab es auch erst
nach 14 Jahren keinen Toten mehr, den ein Falschfahrer zu
verantworten hatte. Zumindest aber wird so eine der Hauptursachen für
Falschfahren bekämpft: Unübersichtlichkeit. Doch daran hätte man
schon bei Bau und Planung der knapp 2000 Autobahnauffahrten denken
können. In dieser Debatte offenbart sich ein heimlicher Skandal: Die
Gefahr ist bekannt, Verkehrsexperten warnen eindringlich – Politiker
suchen nach einer Lösung, finden aber keine. Erst wenn es an einer
Stelle besonders häufig kracht, greift man entschärfend ein. Im
schlimmsten Fall muss es also erst Verletzte oder Tote geben, damit
Autofahrer sich darauf verlassen können, dass alle in ihrer Spur
bleiben. Wie lässt sich der Alptraum am Steuer wirksam bekämpfen? Mit
Krallen, die nur einer Richtung befahrbar sind? – Das ist teuer,
behindert Rettungskräfte und Polizei und ist im Zweifel noch
gefährlicher, wenn der Geist am Steuer noch die Kontrolle über sein
Vehikel verliert. Dann lieber ein Alarmsystem für Autos oder
Laserschranken? – Das ist ebenfalls teuer, ein enormer Aufwand, würde
die Überwachung des Verkehrs voraussetzen; und Datenschützer auf die
Barrikaden treiben. Fest steht – eine einfache Lösung wird es hier
nicht geben.

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